Stefan Hepe von Gandalf’s Fist zu “A Clockwork Fable”

»Hohe Bereitschaft in der Prog-Szene, sich gegenseitig zu unterstützen«

Anfang Mai erscheint “A Clockwork Fable”, das neue Album der britischen Band Gandalf’s Fist – ein äußerst ambitioniertes, drei CDs umfassendes Werk. BetreutesProggen.de traf sich mit Stefan Hepe, seines Zeichens Schlagzeuger der Gruppe, um mehr über das Projekt zu erfahren.

Wie kommt man auf die verrückte Idee, ein Album mit über drei Stunden Laufzeit und als Mischung aus Hörspiel und progressiver Musik  aufzunehmen, Größenwahnsinn?

Bestimmt schon ein wenig Wahnsinn, aber ehrlich gesagt kam das völlig ungeplant zustande. Wir hatten uns nicht von vornherein vorgenommen, ein Triple-Album aufzunehmen. Das alles ist eher dynamisch gewachsen. Konzeptalben waren ja schon immer Bestandteil von Gandalf’s Fist, und auch auf dem letzten Album “A Forest Of Fey” gab es kleinere Hörspiel-Sequenzen. Das hat sich nun nochmal deutlich weiterentwickelt. Am Anfang standen ein paar Songs und Luke Severn (Sänger und Textschreiber) kam dann mit der ersten Grundidee zur  Story von „A Clockwork Fable“. Diese haben wir zu viert online weiterentwickelt, bis am Ende ein komplettes Storybook und Drehbuch fertig war.

Die Hörspiel-Parts sind sehr professionell geraten. Wie schafft man es als Band ohne große Plattenfirma im Rücken, so ein Projekt mit professionellen Sprechern zu finanzieren?

Da hat uns der Zufall ein wenig geholfen. Zustande kam dies über Zach Galligan (Gremlins), der uns auf Twitter folgt. Dean Marsh hat einfach mal ganz mutig gefragt, ob er für uns etwas einsprechen würde. Zu unserer Überraschung hat er sofort zugesagt. Genauso lief es bei Mark Benton, der ein absoluter Proghead ist. Nachdem wir die beiden im Boot hatten, kam die Sache erst so richtig ins Rollen. Mark Benton kam nach einiger Zeit mit einer Liste professionelle Sprecher Leuten um die Ecke, die er für unser Projekt begeistern konnte. Wir haben dann letztlich das Studio gebucht, uns mit allen an einem Wochenende getroffen und die kompletten Parts eingesprochen. Wenn man sich die Outtakes so anhört, hatten alle eine Menge Spaß dabei. Zur Frage der Finanzierung: Wir hatten da erste Gehversuche mit Pledge Music gemacht, das ging aber leider komplett in die Hose. Doch unsere eigene Pre-Order-Kampagne für „A Clockwork Fable“ lief ziemlich erfolgreich und hat es auch ermöglicht, die CDs in diesem Umfang auch als physikalisches Produkt herauszubringen.

Also habt Ihr da ja doch eine solide Fanbasis erreicht, die dies ermöglicht?

Beim vorigen Album war es noch ein wenig eng, wir mussten da am Ende selbst noch etwas beisteuern. Bei der Kampagne zu “A Clockwork Fable” waren wir total überrascht, wie erfolgreich sie verlief. Mit knapp 500 Vorbestellungen war klar, dass wir dieses Mal nicht in die eigenen Taschen greifen mussten.

Mit Blaze Bayley und Arjen Lucassen habt Ihr ein paar namhafte Gastsänger dabei. Lief es da genauso, fragt man da einfach mal nach?

Über befreundete Musiker sind wir direkt mit Blaze und Arjen in Kontakt gekommen, und auch bei den anderen Gastmusikern verlief das letztlich total unkompliziert. Die Zusagen kamen meist ganz schnell.

Kann es sein, dass im Prog-Genre generell die Bereitschaft sehr hoch ist, sich gegenseitig zu unterstützen?

Ich glaube, das ist so. Manchmal ist es natürlich schwer, alles unter einen Hut zu bringen, denn jeder hat einen vollen Terminkalender. In unserem Fall war es aber eine wirklich absolut kollegiale Geschichte.

Kommen wir zur Musik auf „A Clockwork Fable“: Mit über dreistündiger Laufzeit ist es auch für Eure Hörer eine Mammutaufgabe. Habt Ihr da nicht Befürchtungen, dass das Ganze eine Nummer zu groß geraten ist? Stand es zur Debatte, das Werk in kleineren Teilen zu veröffentlichen?

Ja, der Gedanke war schon da. Uns ist auch bewusst, dass nicht jeder etwas damit anfangen kann. Gerade die Hörspiel-Parts sind sicher nicht jedermanns Sache. Aber unser Anspruch ist es, jedes Mal unser persönliches Lieblingsalbum zu machen, und das völlig unabhängig von Genres. Wenn beim Songwriting ein Country-Song entstanden wäre, hätten wir den auch aufs Album genommen.

Das hört man auf auch heraus, einige Songs erinnern ja fast schon an ältere Iron-Maiden-Werke, andere sind eher im klassischen Neoprog verwurzelt. Es wird sicherlich spannend, wie diese Mischung ankommt. Gerade auch Fans von Fantasy und Steampunk dürften sich für die Story interessieren, kam euch der Gedanke, dass ihr mit dem Album vielleicht auch Hörspiel-Interessierte ansprecht? 

Durchaus! Wir hatten in der Planungsphase einige Ideen dazu, die wir aber leider nicht alle umsetzen konnten. Diese Steampunk-Thematik hatten wir zuerst gar nicht auf dem Schirm, die hat sich quasi von selbst ergeben. Unsere Story handelt ja in einer Zeit nach einem möglichen dritten Weltkrieg, und die Menschen sind unter die Erde gezogen. Dann haben wir uns gefragt, wie dort die Energie erzeugt wird. Strom wohl eher nicht, so war Dampfenergie naheliegend. Und so kamen wir ganz zwangsläufig auf diese Steampunk-Schiene.

Ihr habt eine Menge Arbeit ins Artwork und in die begleitende Website gesteckt. Hattet ihr da von Anfang an die entsprechenden Leute mit an Bord?

Da haben wir mit Thomas Huth einen absoluten Profi gewinnen können. Ich kenne Thomas schon von meinen vorherigen Projekten, und ich hatte ihn schon für „A Forest of Fey“ gefragt, ob er uns ein Cover machen würde. Das Ergebnis hat uns total umgehauen. Damit war klar, dass er auch für „A Clockwork Fable“ das Artwork machen würde. Wir haben ihn dann mit Infos zur Story und den Charakteren versorgt und er konnte sich richtig austoben. Das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen.


Kurz zu Deiner Person: Wie kam es zu Deinem Einstieg bei Gandalf’s Fist?

Ich habe im PROG Magazine von Gandalfs Fist gelesen, dort gab es ein Interview mit Luke und Dean. Ich bin ziemlicher Tolkien-Fan und bin deswegen an diesem Namen hängen geblieben. Wie kann man sich allen Ernstes Gandalf’s Fist nennen? Dann hab ich mir „Road to Darkness“ angehört und der zweite Track hat mich sofort überzeugt. Der erinnerte mich in bester Weise an Pink Floyd, die ich verehre. Von da an hatte ich die Band auf dem Schirm. Danach kam „Point of Existence“, und da hörte man heraus, dass der verwendete Drum-Computer an seine Grenzen stößt. Eines Abends hab ich dann mal all meinen Mut zusammengenommen und die Jungs einfach angeschrieben. Irgendwann kam aus heiterem Himmel eine Antwort, und Dean hat mir ein paar Songs zugeschickt, zu denen ich meine Parts eingetrommelt habe. Einer dieser Songs ist sogar auf „A Day In The Life Of a Universal Wanderer“ gelandet. Danach kam ein Gig in England beim “Planet Rockstock”-Festival zustande, im Nachhinein eine ziemlich verrückte Geschichte. Für einen Gig nach England zu fliegen, um mit Leuten zu spielen, die ich bis dahin nur übers Internet kannte? Total verrückt! Ich hab mir damals aber gesagt, wenn ich die Chance nicht nutze, kann ich mich selbst nicht mehr im Spiegel anschauen. Der Gig lief so gut, dass ich danach zusammen mit Bassist Chris Ewen festes Mitglied von Gandalf’s Fist wurde.

Dieser Gig bei war bis dato Euer einziger Live-Aufritt. Ist dies nicht ein wenig frustrierend?

Das ist ein zweischneidiges Schwert. In unserer jetzigen Besetzung könnten wir die meisten Songs nicht in der Form auf die Bühne bringen, wie wir es gerne möchten. Wir müssten uns also entweder zusätzliche Musiker suchen, oder die Songs anders arrangieren.  Dabei würden vermutlich ganz neue Titel herauskommen. Dazu kommt der logistische Aufwand, da ich ja in Deutschland sitze, und die anderen Jungs selbst in England verstreut sind. Das ist schon ein wenig frustrierend.

Man wird Euch also auf absehbare Zeit nicht live erleben können?

Wir haben da was am kochen (lacht). Aber ich kann und darf noch nicht drüber sprechen, sorry.

Das nehmen wir dann einfach mal so hin! Vielen Dank für das Gespräch.

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