(97:11, 2CD, Progressive Promotion, 2016)
Obwohl die deutsche Band KariBoW bereits mehrfach ausgezeichnet wurde, dürfte sie bislang vermutlich nur absoluten Insidern bekannt sein. Der Rezensent tappte da schon etwas im Dunklen, was allerdings nicht heißen soll, dass dies auch so geblieben ist. Bei KariBoW handelt es sich um eine Prog-Band aus dem Ruhrpott, die 1996 das Licht der Welt erblickte. Gegründet hat sie der Multiinstrumentalist Oliver Rüsing.
Die ersten mehr hardrocklastigen Produktionen erschienen noch unter diversen Pseudonymen, die Rüsing im Rahmen von Soloprojekten verwendete. Erstmalig tauchte der Name KariBoW 1998 auf dem Album “Supernatural Foe Vocalized“ auf. Mit dem neo-progressiven Konzeptalbum “Three Times Deeper” endete 1999 KariBoW erste Entwicklungsphase, da sich die Band zu Beginn der Jahrtausendwende mehr dem Melodic Rock verschrieb. Die folgenden Alben “Tribe” (2000) und “Tribal Avenue” (2001) fielen demzufolge auch wesentlich mainstreamiger aus. Nach einer mehr oder weniger elektronisch anmutenden Phase (2003 bis 2007) kehrte Rüsing mit dem Konzeptalbum “A History Of Inorganic Talk” (2008) zum progressiv rockigen Genre zurück. Darauf folgten mit “Inorganic Talk (Acoustic)” und “Hollow Be My World II” noch zwei EPs, die auch komplexeres Studiomaterial enthielten. Nach dem Gewinn des ersten Deutschen Rock & Pop Preises und dem Erscheinen des Albums “Man of Rust” 2011 entwickelte sich KariBoW bis 2014 vom Studio- zum Liveprojekt, das in wechselnden Besetzungen auftrat. Im Spätherbst 2014 veröffentlichten KariBoW das Studioalbum “Addicted”.
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Im April erschien nun das jüngste Werk der Band. Unter dem Titel “Holophinium” bietet die Doppel-CD in der aktuellen Besetzung Oliver Rüsing (Gesang, Bass, Schlagzeug, Keyboards), Chris Thomas (Gesang, Bass Gitarre), Thomas Wischt (Bass), Markus Bergen (Keyboards, Gesang) und Gerald Nahrgang (Drums) einen überzeugenden Mix aus Elementen des Neoprog und AOR sowie untergeordnet auch immer noch sehr sehr eingängigen, aber rockigeren Passagen. Der Großteil der Titel zeichnet sich durch klare Melodiebögen, rhythmisch komplexe Arrangements und eine gewisse symphonisch-epische Breite aus. Verstärkung erhält diese Produktion durch namhafte Musiker wie Michael Sadler (Saga), Sean Timms (Unitopia, Southern Empire), Karsten Stiers (Errorhead) und Colin Tench (Corvus Stone).
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So erscheint es nicht verwunderlich, dass bei diesem 17 Titel umfassenden Doppelalbum schnell Vergleiche zu Saga, Toto und einigen anderen Größen des Metiers auftauchen. Auch erinnern einige Stücke (abgesehen vom Gesang) an die letzten CDs der gleichfalls deutschen Formation Subsignal. Alles wirkt gut durchkomponiert, für den einen oder anderen vielleicht etwas zu glatt, aber stets mit Ohrwurmfeeling. Gut gefallen können besonders die ruhigen, melodischen Titel wie z.B. das knapp elfminütige ‘E.G.O.’ Entspannt vor sich hingleitend versprüht allerdings nicht nur diese Ballade ihren angenehmen Charme. Michael Sadler drückt “River” mit seiner unverkennbaren Stimme so seinen Stempel auf, als wäre es ein neuer Saga-Titel. Allerdings hat der Gesang der Bandmitglieder ausreichend Qualität, sodass Unterstützung von außen gar nicht zwingend erforderlich scheint. Auf beiden Scheiben sucht man musikalische Ecken und Kanten vergebens – progressiver, rockiger Wohlklang steht eindeutig im Mittelpunkt.
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Einziger Wermutstropfen bei derartig durcharrangierten Produktionen ist, dass die Individualität und der Wiedererkennungsfaktor auf der Strecke bleiben. Dennoch, wer entsprechende Formen von Neoprog bevorzugt, sollte unbedingt eine Hörprobe wagen.
Bewertung: 10/15 Punkten
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