(58:28; CD, Cherry Red Records, 2016)
Hawkwind sind eine Legende. 1969 gegründet, gehörte die britische Band zeitweilig zu den etabliertesten Acts im Progressive Rock bzw. gelten als Mitbegründer des Space Rock. 1970 veröffentlichten sie ihr erstes Album, 1972 hatten sie mit der Single ‘Silver Machine’ ihren bislang größten Charterfolg und auch ihre Alben konnten sie oft in den Top 50 der englischen Charts platzieren. Bestandteil ihrer bewegten Geschichte ist auch, dass der Ende 2015 verstorbene Lemmy zeitweilig Hawkwind-Mitglied war. Mitte April veröffentlichten die Spacemen um das einzig verbliebene Gründungsmitglied Dave Brock ihr 26.Studioalbum.
“The Machine Stops” ist ein weiteres Konzeptalbum, basierend auf der gleichnamigen Science-Fiction-Kurzgeschichte des englischen Schriftstellers E.M. Forster von 1909. Darin geht es um eine düstere Zukunftsvision, die die Isolation des Menschen und die Auswirkungen der Abhängigkeit von Technik auf die Gesellschaft und das Leben thematisiert. Eine hoch aktuelle Thematik also, die die Band aufgreift, leicht modernisiert und damit zeigt, dass sie keinesfalls an Aktualität eingebüßt hat. Die düstere Grundthematik wird musikalisch großartig umgesetzt.
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Maschinengeräusche leiten das bedrohlich-aufwühlende ‘All Hail The Machine’ ein. ‘Welcome To The Machine’! Dann geht es elektronisch weiter. Die Keyboards fügen sich nahtlos in das Soundgeflecht ein. Mr. Dibs beschwört die Vorzüge der Maschine und vor allem den Verlust von Persönlichkeit. Wir werden in eine Welt eingeführt, in der die Maschine den Mittelpunkt darstellt, in der sie wie ein Gott verehrt wird. Die Grundlagen für den weiteren Verlauf der Geschichte werden hier gelegt. Das rockige ‘The Machine’ klingt typisch nach Hawkwind und führt uns nach der Ouvertüre nun auch musikalisch richtig in das Album ein. Textlich wird beschrieben, dass alle Sklaven der Maschine sind, es gibt kein Licht außer dem von Bildschirmen. Untermalt wird dies von einem treibenden Gitarrenriff und hektisch wirkenden Keyboard-Parts. Sie wollen die Oberfläche wieder erreichen und die Sonne spüren! Wird es ihnen gelingen?
Der Song geht direkt über in das atmosphärisch-cineastische ‘Katie’, ein kurzes Instrumental, das mit seinen sphärischen Klängen für einen Moment der Ruhe sorgt, bis es weitergeht. Mit einer Mischung aus Hawkwind-typischen rockigeren Songs und modernen Synthesizer-Effekten und -sounds wird das Konzept weiter vertieft, unterteilt in instrumentale Songs und solche, welche die Handlung vorantreiben. Um nicht zu viel vorwegzunehmen, belassen wir es dabei zu sagen, dass die Geschichte über 14 Songs hinweg erzählt wird, und dass den Hörer eine atmosphärische Reise, musikalisch angesiedelt zwischen Psychedelic-, Space- und Hard Rock, erwartet, die mit dem Abschlusstrack ‘Lost In Science’ ihren Höhepunkt findet. Sirenen läuten den Kracher ein, dissonante Hintergrundtöne laufen parallel zur rockenden Band, die ein psychedelisches Fest feiert. Die Referenzen zur Alltagskultur in diesem Song sind großartig. Zum Beispiel die Textzeile „Buying Things On eBay That I don’t Really Need“ spricht für sich – und sicher so manchem aus der Seele! Diese wird nun hineingesogen „Into The Virtual World“. Musikalisch gibt es eine harte Steigerung, dann einen Bruch und es geht ruhig und mit Hall versehen weiter. Bedrohliche Sounds läuten das Ende ein. Wecker klingeln. Nach ‘Welcome To The Machine’ eine weitere Anlehnung an Pink Floyd und ‘Time’? Eindringlich gesprochene, fast sakral wirkende Worte folgen. Das Album endet, wie es begann: Mit einem Lobgesang „All Hail The Machine“. Wird es je ein Ausbrechen geben? Ist die Geschichte ein Spiegelbild der aktuellen Gesellschaft, oder steuern wir geradezu auf jenes beschriebene Szenario zu? Das zu interpretieren, bleibt dem Hörer selbst überlassen. Das Piano-Stück am Ende leistet seinen eigenen kleinen Beitrag dazu.
Neben Multiinstrumentalist Dave Brock hören wir in meist rotierender Besetzung an den Instrumenten Richard Chadwick, Mr. Dibs, Dead Fred, Niall Hone und Haz Wheaton. Die Jungs von Hawkwind präsentieren ein weiteres gelungenes Album, das ihre Stärken und keinerlei Alterserscheinungen zeigt. Inlay und Cover unterstreichen die Thematik visuell. Zu jedem Song gibt es eigene computeranimierte Bilder und zwischendurch Fotos der Band in psychedelischem Licht. Wer die neuen Songs live hören will, sollte sich im Kalender vormerken, dass die Prog-Rock-Legenden am Samstag, den 16. Juli, auf der Loreley bei der Night of the Prog spielen werden!
Bewertung: 12/15 Punkten (KR 10, PR 12, KS 11)
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