Black Space Riders, Subsignal, Dante, 20.05.16, Essen, Turock

Space Prog Rock Night 2016

Ein Novum bei dieser spacigen Progrock-Night war sicherlich, dass das tiefschwarze Bat(reuungs)mobil und die mal mehr, mal weniger freundlichen Herren in den Betreuerleibchen diesmal mit Torsten und Tomi sogar zwei BP.de-Leser mit nach Essen chauffierten. Ein zuvor kaltverformtes Fahrzeug hatte es nötig, Fachsimpeleien über Mucke und mehr den Ritt angenehm gemacht. Schon eher Usus waren hingegen die Stauereien zwischen Köln und Ruhrpott sowie die anfänglichen, hm: Schwierigkeiten mit der Gästeliste …

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… doch just in time für den Auftritt von Dante war auch diese Hürde genommen. Die sympathischen Augsburger stiegen mit ‘Rearrangement Of The Gods’ – dem Aufmacher-Song ihres vorzüglichen aktuellen Albums “When We Were Beautiful” – aufs Schönste ein. Danach moderierte Keyboard-Magier und Bandmanager Markus Maichel sie gewohnt bescheiden und höflich an: “Danke, dass ihr gekommen seid. […] Wir sind ja noch eine kleine Band. Wir supporten ja nicht Dream Theater [breites Grinsen]. Aber wir supporten Subsignal!”

Als Gitarrist des Abends entpuppte sich übrigens überraschenderweise Neu-Dantist Julian Kellner. Was dieser junge Mensch zwischen coolen, gefühlvollen Licks und Tappings mit Warp-Faktor 6 draufhat, ist kaum zu glauben.

‘Beautiful Again’ zeigte auch Alexander Göhs in Top-Form. Seine für ProgMetal erfreulich untypische Stimme (er könnte stark vermutlich auch mit Bad-Company-Stücken am Lagerfeuer glänzen) wird ohnehin von Album zu Album stärker. Nun ist auch noch ein mitreißender, aber nie anbiedernder Frontmann aus ihm geworden. Das Spiel von Drum-Beau Christian Eichlinger war bei aller Präzision so kraftvoll, dass teilweise nicht nur sein Kit, sondern auch das ganze Podest in Bewegung gerieten. Seit dem Tod von Markus Berger agiert die Formation souverän ohne Live-Bassist.

Eine wunderbare Version von ‘November Red’ mit seinen zahlreichen Tempowechseln, aber hymnischem, mitsingbarem Refrain markierte bereits das Ende dieses zutiefst erfreulichen Wiedersehens. Dabei fiel auf, wie Markus noch bei rasenden Keyboardsoli die Songs mit einer sehr gut hörbaren zweiten Gesangsstimme stützte – außer wenn er mit einer “Keytar” an den Bühnenrand stürmte. Doch dazu später mehr, gleich nach dem herzlichen Abschiedsapplaus für das Quartett, das man übrigens beispielsweise bei der GAOM Labelnight am 5. Juni erneut bewundern kann.

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Aus technischen Gründen hatten die Black Space Riders und Headliner Subsignal die Auftrittsreihenfolge getauscht. Das brachte die weitere Synergie mit sich, dass Markus Maichel und sein Korg-Equipment auf ihrem bisherigen Platz rechts hinten verbleiben konnten, denn er unterstützt seit einiger Zeit Live-Auftritte von Subsignal tastentechnisch. Blöd nur, dass er nach dem Wechsel praktisch nicht mehr zu vernehmen war – sowohl sein Keyboard-Spiel als auch die ebenfalls vollhalsig gebrachten Backing Vocals blieben für das Publikum weitgehend pantomimisch (und Licht erreichte ihn plötzlich auch fast keines mehr).

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Überhaupt war Subsignal leider an diesem Abend die einzige Band mit einigen Soundproblemen. Unter anderem startete man angenehm leise, um dann doch alsbald zu Lautstärken mit Clipping-Tendenz hochzufahren. Schade, und eigentlich ganz unpassend für diese von Album zu Album gefälliger und eingängiger werdende Musik – ein Trend, der möglicherweise auch an den zahlreichen im Bandshirt erschienenen weiblichen Fans abzulesen ist.

Nicht nur die waren nach dem Intro ‘The Calm’ und dem jubelnden, so schlichten wie wunderschönen Gitarrenthema von ‘The Tempest’ glücklich – der grandiosen Eröffnung vom letztjährigen Album “The Beacons Of Somewhere Sometime”. Auffallend gut gelaunt zeigte sich auch Bassist Ralf Schwager, den sein Geburtstag nicht von großartigem Spiel, einigen auf der Bühne zurückgelegten Kilometern und – in diesem Fall gut hörbaren – Backing Vocals abhielt. ‘The Sea’ präsentierte einen wie stets strahlend und doch kraftvoll singenden Arno Menses und herrliches Flageolett-Spiel von Markus Steffen, dem Gitarristen mit den unterschiedlichsten Sounds des Abends. Schade, dass beim Sound-Switch jeweils ein so deutlicher Lautstärkeunterschied geschah.

Eher Riff-Sperrfeuer zeichnete ‘And The Rain Will Wash It All Away’ aus, gefolgt vom “Touchstone”-Favorit ‘My Sanctuary’. Nach ‘Feeding Utopia’ kam Dirk Brand ein wenig unvermittelt mit einem trotz der zwei Minuten kurzweiligen Schlagzeugsolo zum Zuge – eine etwas seltener gewordene Disziplin.

‘Beautiful & Monstrous’ setzte das Schönheits-Grundthema des Abends gekonnt fort, gefolgt vom aus ‘Paraiso’ und ‘Paradigm’ gebildeten Zugabenblock. Starker Gig mit noch ein wenig Optimierungspotenzial.

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Schwerkraftentzug

Gegen halb zehn schließlich ritten mit den Black Space Riders jene Herren ein, die wir schon mal als eine der derzeit besten Live-Bands in unseren Breiten erlebt und beschrieben haben. Das wurde auch bei der “Space Prog Rock Night” eingelöst, bei der BSR u.a. für die Space-Anteile alleine zuständig waren und nun auch sogleich tätig wurden. ‘Hide From The Spacelight’ setzte dafür ein Lotsenlicht, gefolgt von ‘Give Gravitation To The People’, welches die anwesenden knapp 250 Turocker als Aufforderung zum Schwerkraftentzug offensichtlich falsch verstanden – alles hüpfte, moshte, tobte fröhlich durcheinander, so wie es sonst neulich im selben Theater noch geschah, als Voyager 80er Techno ins Spiel gebracht hatten. Sogar die Kollegin von Time For Metal kam kaum noch zum Fotografieren.

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Die “Men in Black” begeisterten mal wieder sämtlich und vollständig: JEs charismatisch-stoischer Gesang und filigrane Gitarrenleads zum Beispiel. Oder SEBs vergleichsweise leidenschaftlicheres Shouting und gelegentliches Spiel auf einem winzigen Roland-Gaia-Keyboard sowie Rotor-Toms. Apropos: C.RIPs Drumming gibt es vermutlich auch nur auf Rezept oder Waffenschein. Rhythmus-Gitarrist SLI und Bassist SAQ vervollständigen eine der tightesten Rhythm Sections, die man momentan erleben kann.

Zu ‘Willkommen’ und ‘Freedom At First Sight’ von der sehr empfehlenswerten, soeben erschienenen “Beyond Refugeeum”-EP wurde der Trockeneis-Nebel so dicht, dass die Fanboys der ersten Reihe damit wie mit Luftballons zu spielen begannen.

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Zu dem schon beängstigend unwiderstehlichen Rhythmus von ‘Universal Bloodlines’ wird spontan gepogt – und danach ist ohnehin kein Halten mehr. Bemerkenswert, dass der zunächst deutlich auf seine Rolle festgelegt wirkende SLI zur Zugabe ‘Ritual Of Inner Strength’ plötzlich in höchsten Tönen soliert. In ebensolchen Tönen sind die Riders zu loben – gebt Euch diese Band, wenn sie in Eure Stadt geritten kommt!

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Live-Fotos: Tobias Berk