Nattefrost – 20 Years of Nattefrost

Nattefrost_20 years(55:24, 62:42, 2CD, Sireena Records, 2016)
Was recht eisig klingt, ist kein Black Metal aus Norwegen, sondern in der Elektronik-Szene anzusiedeln. Unter dem Pseudonym Nattefrost tritt seit vielen Jahren der Däne Bjørn Jeppesen an – seit zwei Dekaden, um genau zu sein. Er lässt sein zwanzigjähriges Jubiläum von vielen Gästen feiern, die hier mit Neueinspielungen von Nattefrost-Titeln präsent sind. Jeppesens Musik scheint im Kollegenkreis beliebt zu sein, denn es haben sich so viele Künstler an dieser Aktion beteiligt, dass aus „Various artists interpreting Nattefrost“ ein Doppelalbum wurde.

Abgesehen von Mythos und Current sind dem Autor die Beteiligten unbekannt, was daran liegen mag, dass die meisten nicht aus der klassischen, an der Berliner Schule orientierten elektronischen Musik kommen. Das wiederum passt, da Nattefrost selbst sich nicht ausschließlich an dieser orientiert, sondern auch modernere Pfade betritt. So startet das Album mit rhythmusbetontem modernen Sound, dargeboten von Dithmar. Grimm Limbo klingt dann gar nicht mal grimmig, sondern überzeugt mit einer melodiösen, wohligen Nummer. Circles of Air präsentieren einen Titel aus der frühen Nattefrost-Phase, der durch ein interessantes Stimmungsbild auffällt. Jeppesens erstes künstlerisches Lebenszeichen war eine EP aus dem Jahre 1997. Diese findet hier keine Berücksichtigung, doch die 2004 als nächstes erschienenen zwei EPs sind vertreten, dazu gehört auch der angesprochene Track von Circles of Air. Das von Current eingespielte knapp achtminütige ‚Decadence‘ vom 2008er-Album „Transformation“ ist eine Sequenzer-betonte typische Elektronik-Nummer. Es folgt ein witziger, gleichzeitig aber eher dumpfer Beitrag von Hertzinfarkt – vermutlich ist es das, was die Plattenfirma meint, wenn von Nattefrosts Abstechern in Euro-Disco-Gefilde die Rede ist. Ein Bereich, in dem sich vermutlich nur wenige Progfans wohlfühlen.

Überwiegend finden sich hier flotte, rhythmusbetonte Nummern – um breit angelegte elektronische Klanglandschaften geht es bei Nattefrost eher nicht. Das gut elfminütige, von Electric Enemy fein in Szene gesetzte ‚Norse‘ vom 2014er-Album „Homeland“ beschließt CD1.

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CD2 startet mit einem knapp zehnminütigen, von der Berliner Schule inspirierten Titel aus dem Jahr 2007, dargeboten von The Silicon Scientists. Und auch die nachfolgenden Synth.nl und besonders Timescape können mit dieser Art elektronischer Musik punkten. Es folgen Songs mit Vocoder und Gesang: Sonnenbrandt firmiert nicht nur unter einem ähnlich charmanten Namen wie Hertzinfarkt, er verfolgt auch eine ähnliche Euro-Disco-Ausrichtung. Abgerundet wird das Ganze von einem schönen, ruhigen Titel des “Homeland”-Albums, den hier Mythos interpretiert. Die weiteren Beteiligten sind Deutsche Bank, Sector One, The Heather Grove, Dezeption, Dan Lacksman, Signey Lime, Nomatisan, Jonteknik und Tor Brandt.
Bewertung: 9/15 Punkten

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