Daymoon – Cruz Quebrada

(71:00; CD, Progressive Promotion Records, 2016)
Auf “Cruz Quebrada” verarbeitet Daymoon-Mastermind Fred Lessing den Tod seiner an Darmkrebs verstorbenen Frau. Nicht gerade ein Thema für luftig-leichten Prog Rock!

Das Konzeptalbum gliedert sich in zwei Teile: Im ersten Part geht es um den Tod von Lessings Frau, im zweiten dann um die Verarbeitung dessen und seinen Weg in ein neues Leben – entsprechend unterschiedlich präsentiert sich die musikalische Ausarbeitung des Werkes. Das recht schräg klingende ‘Fish Dissected’ wartet mit dissonanten Klarinettenklängen sowie holprigen Arrangements auf und spiegelt damit wohl Lessing Gefühlszustand wider, nachdem er vom Tod seiner Frau erfahren hat. ‘Where it hurts the most’ und auch das nachfolgende ‘Shipwreck” wecken Erinnerungen an Pink Floyd, ‘Whalebone’ und ‘Over the cliff’ fügen sich mit nachdenklichen Texten und atmosphärischen Parts gut ins Konzept. Mit dem großartigen fünfzehnminütigen ‘Thyme’ klingt der erste Teil des Albums aus, hier zaubern Daymoon eine ganz eigene Atmosphäre und Melodramatik. Sicher keine leichte Kost das Ganze, wer sich aber auf diese Gefühlsachterbahn traut, wird mit intimen Momenten und einem berührenden Hörgenuss belohnt.

Im zweiten Teil des Albums, ‘The River’ betitelt, geht es dann etwas optimistischer zu. Thematisch dreht er sich um Lessings anscheinend gelungenen Versuch, zu einem normalen Leben zurückzufinden. Themen des ersten Teils werden immer wieder gekonnt aufgegriffen, aber auch Ausflüge in eher konventionellere Songstrukturen lassen hier sich entdecken. Mit ‘Indian White’ und ‘Onoward’ nimmt die anspruchsvolle Platteein versöhnliches Ende. Vieles auf “Cruz Quebrade” erschließt sich erst nach dem zweiten oder dritten Hören – speziell in der ersten, eher unbequemen Hälfte. Lobenswert ist die große instrumentale Abwechslung, mit Klarinetten, Violinen, allerlei Perkussion und auch Trompete in den meisten Titeln.

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Weitere Informationen

Letztlich wird “Cruz Quebrada” vermutlich nicht jedermanns Sache sein, es ist in weiten Teilen Fred Lessings mutige Vergangenheitsbewältigung und weist naturgemäß eine entsprechend melancholische Grundstimmung auf – Menschen in ähnlichen Lebenssituationen mögen darin eine Menge Trost finden. Davon mal ganz abgesehen, liegt hier ein ausgesprochen spannendes und herausforderndes Konzeptalbum vor. Es zu veröffentlichen bedurfte laut Booklet einiger Überzeugungsarbeit, sämtliche Erlöse aus dem Verkauf kommen einer Darmkrebs-Hilfsorganisation zugute.
Bewertung: 11/15 Punkten

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