(43:27, CD, Mellotronen, 2016)
Wenn eine Band seit den frühen 1970er-Jahren aktiv ist und jetzt ihr gerade mal neuntes Studioalbum vorlegt, spricht dies dafür, dass sie sich grundsätzlich viel Zeit für ihren musikalischen Output nimmt. Bei Trettioåriga Kriget führte zudem eine lange Schaffenspause zwischen Anfang der 1980er-Jahre und der Jahrtausendwende dafür, dass die Zeiträume zwischen ihren Veröffentlichungen mitunter recht groß ausfallen. Ihr letztes Album „Efter Efter“ erschien 2011, mit dem Nachfolger „Seaside Air“ betreten die Musiker aus Stockholm neues Terrain. Dies nicht unbedingt in stilistischer Hinsicht, denn nach den progressiven Ursprüngen in den 70ern, leichten New-Wave-Anleihen in den 80ern und der Rückkehr zu gepflegtem 70s-Rock mit sinfonischen Zutaten ist der aktuelle Longplayer das erste komplett in englischer Sprache gesungene Album. In gewisser Weise schade, denn gerade die kantige, spröde Muttersprache der Schweden sorgte für ein gewisses Maß an Originalität.
Im Sommer und Herbst letzten Jahres aufgenommen, wirkt “Seaside Air” gereift, unaufgeregt, souverän und zeitlos. Die sinfonische Seite findet sich vor allem in sachter Keyboardbegleitung (u.a. jede Menge weiche Mellotronteppiche) wieder. Ansonsten dominieren solide, melodietrunkene Rock-Arrangements mit leichter Gitarrenschlagseite und moderater Härte. Das mag man zuweilen als eine Spur zu unauffällig empfinden, auch wenn Tiefe und Komplexität neben leichter Zugänglichkeit der Band zufolge im Fokus standen. Dafür punkten Robert Zima und Stefan Fredin, die sich den Gesang teilen, mit ihren angenehmen Stimmen – sie halten den Hörer bestens bei der Stange.
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Lässt man sich jedoch auf dieses angenehme Alterswerk ein, dann finden sich neben ergreifenden, elegischen Melodien und unterschwelligem Bombast immer wieder interessante Passagen mit instrumentalen Verfeinerungen und einigen flirrenden Gitarrensoli. Sperriges aus den 1970ern, wie zum Beispiel auf dem Klassiker „Krigssång“ (1976) oder dem titellosen Debüt von 1974, beziehungsweise echte Ecken und Kanten finden hier jedoch nicht statt. Fazit: Kein Hammeralbum, aber relaxter, sympathisches Sinfonik-Rock der besseren Sorte.
Bewertung: 10/15 Punkten (KR 9, KS 10)
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Abbildungen: Trettioåriga Kriget / Mellotronen