(38:54, CD, BJK Music, 2015)
Mitunter stößt man unvorbereitet auf Kleinodien, die einem im Grundrauschen so zahlreicher Veröffentlichungen fast entgehen. Dank des Hinweises eines inzwischen in Italien lebenden Freundes (ciao TJ!) gelangte dem Rezensenten dieses famose, überaus abwechslungsreiche und vitale Album aber an die Hörmuscheln. Glücklicherweise lässt das billig gestaltete, fast schon peinliche und eher abschreckende Cover Artwork keinen Rückschluss auf den Inhalt zu.
Das dritte Album der Band Needlepoint um den Sänger und Gitarristen Bjørn Klakegg ist ganz in der Tradition der frühen 1970er-Jahre gehalten. Man kommt nicht umhin, den sehr Einfluss von Canterbury-Bands wie Hatfield And The North, Egg und Caravan sowie einen leichten Gentle-Giant-Touch zu erwähnen. Dies sollte aber keineswegs davon ablenken, dass das Quartett aus Norwegen mit Eigenständigkeit überzeugt. Der Sound ist warm, erdig und komplett retro. Dominiert wird er vor allem von sattem Hammondsound, aber von Tastentönen aus dem Clavinet. Darüber erhebt sich der fragile Gesang – unterfüttert von relaxten jazzigen Rhythmen, flirrenden Gitarrenfiguren und stellenweise treibenden Beats. Grandios geraten ist zum Beispiel das über achtminütige ‚Soaring’.
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„Aimless Mary“ ist melodisch und verschroben, introvertiert und energetisch – ein sehr facettenreiches Album. Zwar reißt es nicht auf Anhieb mit, je länger man aber lauscht, desto mehr saugt einen die Musik ein. Ihr Sound bescherte der Band einige Auftritte bei Jazzfestivals, trotzdem scheint der progressive Zeitgeist der 70er stets ganz deutlich und dominant durch. Schlicht und ergreifend wunderbar – eine tolle Entdeckung! Auch als LP erhältlich.
Bewertung: 12/15 Punkten (WE 13, KR 11, KS 12)
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Abbildungen: Needlepoint / BJK Music