(56:52, CD, Season of Mist, 2016)
Sucht noch jemand den perfekten Soundtrack für klirrend kalte dunkle Winternächte? Oder für mystische Ausflüge in nordische Kultur und Geschichte? Eventuell auch für den nächsten Rollenspiel-Abend, oder als Unterlegung für die seelische Verarbeitung der letzten “Game of Thrones”-Folge? Eine oder mehrere Fragen mit Ja beantwortet? Dann dürfte “Skuggsjá” (norwegisch für Spiegel) ein durchaus interessantes Werk sein.
Hinter dem Konzept stehen zwei bekannte Namen der Black-Metal-Szene: Zu einem Enslaved-Gitarrist Ivar Bjørnson und zum anderen Einar Selvik (Wardruna), der unter anderem durch seine musikalischen Beiträge zur Fernsehserie “Vikings” bekannt ist. Die Musik auf “Skuggsjá” segelt unter dem Label Pagan Metal, echten Metal bekommt man allerdings eher selten zu hören. Der klassischste Metal-Titel dürfte ‘Skuggeslatten’ sein, die meisten Kompositionen aber verursachen einen fast meditativen Sog: Moderne Instrumente mischen sich mit Klängen traditioneller Klangerzeuger wie Fiedel, Flöten, Pauken und Leiern.
Die Songs basieren oft auf einer sich wiederholenden Grundidee, die sich nach und nach zu immer gewaltigeren Höhen aufschwingt. Immer wieder mischen sich dabei auch härtere Parts aus der Metal-Ecke unter. Die durchgehend norwegische Sprache tut ihr Übriges, um hier eine ganz eigene Atmosphäre zu schaffen. Höchst gewöhnungsbedürftig stellt sich ‘Makta og Vanaera (I All Tid)’ dar: Die hier zu hörenden Growls sind sicher nichts für zarte Gemüter und sie passen nicht so recht zum Rest der Gesangsdarbietungen, die alle stimmig daherkommen.
Glücklicherweise sparen sich Bjørnson und Selvik auf “Skuggsjá” Ausflüge in kitschige Pagan/Black Metal-Elemente, stattdessen liefern sie eine recht eigenständige Interpretation des Genres ab. Interessanterweise war das Projekt ursprünglich als einmalige Aufführung zur Zweihundertjahrfeier der norwegischen Verfassung geplant, die beiden entschieden sich dann aber doch für eine Veröffentlichung im klassischen Albumformat.
Ohne Bewertung
Surftipps zu Ivar Bjørnson und Einar Selvik’s Skuggsjá:
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