Different Light – The Burden Of Paradise

DifferentLight-TheBurdenOfParadise-2016-Cover(66:43, CD, Eigenpressung, 2016)
Es geht um Gute-Laune-Musik, melodischen NeoProg, harmonischen, mal leicht verträumten, mal luftig-leichten NeoProg. Soweit klar? Gut, dann lesen ab hier nur noch Proggies weiter, denen Bands wie die Niederländer Knight Area, Leap Day, Silhouette, die Kanadier Mystery und Saga, diverse polnische Vetreter wie Millenium und Moonrise, oder Brits des MelodicProg/Rock Genres (Supertramp, I Am The Manic Whale) genehm sind.

Kurzer Rückblick: 1996 veröffentlicht eine Truppe junger Musiker auf Malta ein Album, das eher zufällig auch auf dem europäischen Kontinent aufprallt – und sogar Beachtung bei deutschen Prog-Medien findet (vgl. Sampler-CD bei Empire Music). Später wird der Erstling auch online besprochen und ziemlich treffend als dem britischen MelodicProg verwandt klassifiziert. Die Band bricht schon bald nach Erscheinen der Platte auseinander. Mastermind, Komponist, Keyboarder und Sänger Trevor Tabone verschlägt es gar nach Prag, wo er sich nach Jahren privater wie musikalischer Neuorientierung lokale Musiker sucht, mit denen er 2008 unter dem gleichen Bandnamen ein Album aufnimmt, welches auch für den Progressive Newsletter rezensiert wurde, aber hier und heute keine weitere besondere Erwähnung verdient.

Und nun, exakt 20 Jahre nach dem Debüt, schafft dieser Tabone etwas, das ihm wohl kaum noch jemand zugetraut hat: Mit erneut verändertem Line-up erscheint ein ernst zu nehmender Nachfolger des Debüts! Wer den ersten Longplayer kennt, wird die Handschrift Tabones sofort wiedererkennen: Sehr unterhaltsam und angenehm melodisch kommen die Songs daher, leicht hymnisch bisweilen, doch kommt man ohne übermäßiges Pathos aus. Mit konventionellem MelodicProg, erfrischend und mit gehöriger Spielfreude dargeboten, überzeugen Tabone an den Keyboards und Petr Lux mit feinen Gitarrensoli – das macht Spaß.

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Stilistisch pendelt das Album zwischen Ost (Polen) und West (Niederlande) und hat doch durch Tabones (verbesserten) Gesang und die von ihm verwendeten Harmonien einen klaren und deutlichen Bezug zu seiner mediterranen Heimat Malta. Komplexität sucht man in der Musik des Komponisten vergeblich; sie würde aber auch seinem musikalischen Grundkonzept in keiner Weise entsprechen. Der Ideenreichtum ist lobenswert, die Umsetzung gelingt größtenteils gut – auch wenn durch die etwas eigenwillige Splittung zweier längerer Tracks in eine große Zahl kürzere, einzeln ansteuerbare Stücke Brüche entstehen. Hört man das Album jedoch ohne Unterbrechung von A bis Z, so fällt die Fragmentierung auf insgesamt 21 „Songs“ überhaupt nicht negativ auf. Es entsteht sogar eher der Eindruck eines fortlaufenden Werkes mit viel Abwechslung. Eingestreut sind neben siebe ninstrumental gehaltenen Stücken auch diverse Sprachpassagen, die fast ausschließlich aus dem Film „Der Große Diktator“ von und mit Charlie Chaplin stammen.

Beschwingter, leichtfüßiger als manche etwas bemüht und schwerfällig klingenden NeoProg-Kollegen musizieren Different Light ohne Pathos und Bombast, dafür mit gelungen eingesetzten Tempowechseln. Melodien werden nicht endlos ausgewalzt und Anleihen bei großen Vorbildern nur dezent und bescheiden benutzt. Gelegentlich wandelt die Melodieverliebtheit der balladenhaften Stücke am Rande zum allzu Süßlichen, aber kontrastierend hierzu gibt es treibende Synthies sowie rockige Riffs und Soli zu hören. Schöne mehrstimmige Vokalparts und feines Pianospiel runden ein durchweg positives Hörerlebnis ab.

Ein Alleinstellungsmerkmal haben Different Light nicht zu bieten, aber das wäre sicher auch nicht der Anspruch eines Trevor Tabone, dem man dazu gratulieren kann, musikalisch nun wieder Boden unter den Füßen zu haben. Das Album verdient internationale Beachtung – mehr noch als das Debüt 1996 – und scheint im östlichen Teil Europas innerhalb kurzer Zeit nach Erscheinen bereits anerkennendes Kopfnicken hervorgerufen zu haben. Er kann es also noch, der gute Trevor! Ob seine kreative Phase zu weiteren guten Taten führen wird, hängt vermutlich auch davon ab, was er mit „The Burden of Paradise“ erreicht. Die Platte dreht viele Runden im Player des Rezensenten und macht immer wieder gute Laune. Weiter so, Trev, Malta kann stolz auf Dich sein!

Na, tatsächlich bis hierher alles gelesen? Gut, dann hier noch Hinweis, dass das Album zu einem sehr günstigen Preis über die Website der Band geordert werden kann.
Bewertung: 11,5/15 Punkten (KR 9, JW 11,5)

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