(Ca. 35:20 + Bonus-Titel, LP+Download, Tonzonen, 2015)
Lubianka formierte sich 2009 in Barcelona aus Musikern der Band Venus Anadiomena mit dem Ziel der “Selbstverwirklichung im Sound des Psychedelic und des Experimentierens mit unterschiedlichen Instrumenten”. Das Experiment darf man als rundum gelungen bezeichnen, denn die progressiv-drogige Verschmelzung von Psychedelia, Loops und Jazz der Katalanen ist nahezu beispiellos. 2011 spielte Lubianka drei intensive Tage in der Wüste von Monegros, hier ein kurzer, aber eindringlicher Eindruck von diesem Gig. Das erste Album “Naufragis” folgte 2012. Mit “Naufragis”-Film von 2013 konnte dieser Trip nochmals intensiviert werden.
Auch dem uns hier beschäftigenden zweiten Album “Cerimònies” liegen vielstündige Improvisations-Sessions zugrunde. Es wurde 2014 gemixt und erschien im August 2015 auf Tonzonen Records. Schon der Aufmacher ‘Fins Que El Sol Es Torni Fum’ nimmt mit psychedelischer Rhythmik, “krautigem” verhallten Gesang, Jazzbreaks galore und schließlich herrlich schrillem Saxophon-Getröte gefangen.
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Der pervertierte Blues ‘Sa Clau’ bezieht seine Kraft aus der akustischen Slide-Gitarre, der Bluesharp und stark verfremdetem Gesang, endet allerdings etwas unzeremoniös. Das Blues-Feeling setzt sich mit dem Longtrack ‘On Els Sants Es Tornen Es Claus’ fort, auf dem Lubianka wie eine zum Ende hin spacig ausfransende Session von Okta Logue mit Colour Haze,verstärkt durch ein Sitar-Ensemble, klingen. Seite zwei beginnt mit dem zehnminütigen Jam ‘Ouroboros’, der mit magischem Klagegesang zwischen Schamanen, Ligeti und Buckelwalen anhebt, die mehrfach zurückkehren. Die Sequenzer zu Beginn von ‘Batec’ versorgen die Elektronik-Fans mit Futter, bis der textlose Frauengesang zwischen Lisa Gerrard, Joy Fleming und Clare Torry für abermals völlig neue Klangfarben sorgt. ‘Stockhausen Melancolic Jazz’ schließlich beweist, dass die Katalanen auch in jeder Jazzkneipe brillant bestehen könnten – wohlgemerkt vor einigermaßen abenteuerlustigem Publikum. Besondere Spannung entsteht hier aus dem Kontrast zwischen deutschsprachigen Samples und trügerisch sanftem Gesang.
Diese beeindruckende Veröffentlichung ist digital wie auch als limitierte LP auf 180-Gramm-Vinyl erhältlich (200 schwarz, 300 gold). Zur Rezension liegt Letzgenannte vor, deren gülden-oliv-grau-marmorierte Färbung und skalpellscharfer Klang sie zu einem wahren Goldstück jeder Sammlung macht. Beide Versionen beinhalten einen Download Code für vier Bonus-Songs, deren insgesamt vielleicht etwas rockigere Güte den Albumtracks in nichts nachsteht. Empfehlung!
Die Band:
Victor G Roca – Vocals, Guitar, Synths, Effects
Riccardo Parenti – Bass
Aleix Brasó – Drums.
Bewertung: 12/15 Punkten
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