(55:19, CD, Eigenproduktion/Presagio Records, 2013)
Dass auch in Südamerika interessanter Progressive Rock gespielt und produziert wird, dürfte Kennern der Szene nicht verborgen geblieben sein – international hatten Künstler von dort allerdings bisher keinen Erfolg. Die aktuell auf sechs Mann angewachsene Band Aisles aus Santiago de Chile versucht das seit 2001 zu ändern.
Die Brüder Germán (Guitars, Vocals, Keys) und Luis Vergara (Keyboards) sowie deren Jugendfreund Rodrigo Sepúlveda (Guitars, Vocals) zählten zu den Gründungsmitgliedern. Später stießen Leadsänger Sebastián Vergara, Drummer Felipe Candia, Bassist Daniel Baird-Kerr und Keyboarder Alejandro Meléndez dazu. Inzwischen ist Luis Vergara nicht mehr dabei, und Juan Pablo Gaete hat Meléndez ersetzt.
2005 erschien das Debütalbum “The Yearning”, mit “In Sudden Walks” folgte 2009 das zweite Studiowerk. Im gleichen Jahr feierte die Band auch erste Erfolge auf dem europäischen Kontinent, unter anderem eine Einladung zum renommierten Crescendo-Festival in Frankreich. Mit dem aus dem Jahr 2013 stammenden dritten Album “4:45 AM” beschritt sie den vielversprechenden Weg weiter. Das Thema dieses Konzeptalbums erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Die Band selbst souffliert: “4:45 AM is about pain, blood, resilience, and strength. The most extreme hour of the day, the time in which you either get up or get completely lost, an hour shared by a soul in decline and one ready to rise”. Bei der Beurteilung der musikalischen Qualitäten muss das aber nicht im Vordergrund stehen, die vier Instrumentaltitel sowie sechs Gesangsstücke sprechen nach diversen Durchläufen für sich.
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‘4:45 AM’ eröffnet die CD recht flott und teils rockig, aber stets melodiös. Bei ‘Gallarda Yarura’ geht es dann mit entspanntem RetroProg weiter. Als müssten Aisles beweisen, wie vielfältig sie sind, folgt darauf mit ‘Shallow And Daft’ ein luftig, lockerer Popsong – durchaus eingängig und ganz nett anzuhören. ‘Back My Strength’ klingt wieder getragener und balladesk. ‘The Sacrifice’ ist von Melancholie geprägt, wozu dezente Streichereinsätze, gefühlvoller Gesang und die akustischen Gitarren beitragen. Derlei ruhige, teils atmosphärische Stimmung steht auch bei ‘The Ship’, ‘Intermission’, ‘Sorrow’, ‘Hero’ und ‘Melancholia’ im Vordergrund. Neben weiteren Streichereinsätzen sind hier und da wabernde Keyboards und immer wiederkehrend angenehmer Harmoniegesang zu vernehmen.
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“4:45 AM” ist ein melodiöses, überwiegend melancholisches Album, bei dem aber auch die Abwechslung nicht zu kurz kommt.
Bewertung: 12/15 Punkten (JM 10, KR 10, HR 12, KS 10)
PS: Bei der Band selbst ab März 2016 auch als für Vinyl remastertes 180-Gramm-Doppelalbum inklusive CD, sowie im Bündel mit T-Shirt erhältlich.
PPS: Wer die Südamerikaner live erleben möchte, hat Anfang April beim Progdreams V-Festival in der Boerderij, Zoetermeer (Niederlande) die seltene Gelegenheit, sich von deren Qualitäten zu überzeugen.
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Gut, dass wir verglichen haben: ältere “4:45”-Rezension (PNL)
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