(42:59, CD, Eigenproduktion/Just For Kicks, 2015)
“Grappling” ist ein Album, das sich nicht so leicht einordnen lässt. An sich eine gute Sache. Aber für den Rezensenten wird es deshalb schwer, das Werk adäquat zu beschreiben. Das Etikett “Retro-Prog” bietet sich sicher an, der Sound des eröffenden ‘The Magnet’ ist allerdings recht rau und die elektrischen Gitarren der Brüder McGowan verortet man eher in alternativen Gefilden. ‘Remember Where You Were’ macht es einem da schon leichter, denn hier dominieren Moog-Klänge und andere Tastentöne. Der Titel steigert sich aus einer ruhigen Atmosphäre heraus kontinuierlich bis zu seinem opulenten Finale. Schon hier fällt auf, dass die Stücke nicht selten recht eigenwillige Wendungen in Melodieführung und Stimmung nehmen. Noch deutlicher wird das im folgenden ‘Dr. Abraham’, das energisch kantig beginnt und in seinem Verlauf etliche Wendungen nimmt.
Spätestens hier wird klar, dass man den theatralischen Gesang von Patrick McGowan mögen muss, um ihn nicht als anstrengend zu empfinden. Anspruchsvollen Hörern mit der Geduld sich ein Stück zu “erarbeiten” wird allerdings mit Sicherheit einiges geboten. ‘Fox In A Hole’ bildet anschließend einen erholsamen Kontrast, da man sich hier in etwas ruhigere, wenngleich nicht weniger verknotete Bereiche wagt – der Name Gentle Giant schwebt plötzlich durch den Raum. Die ersten Gitarrentöne von ‘Wasp In A Wig’ vertreiben die Giganten aber sofort wieder aus dem Haus. Doch der alternative-rockige Einstieg ist eine Finte, denn urplötzlich erklingen jubilierende Moog-Fanfaren, die den Hörer gut 30 bis 35 Jahre in die Vergangenheit katapultieren. Das abschließende ‘The White Book’ wartet nach ruhigen Beginn mit energischen New-Artrock-Riffs auf, die im weiteren Verlauf von sphärischen Tastentönen abgelöst werden.
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The Tea Club bringen auf “Grappling” so einiges unter einen Hut, verlangen dem Hörer aber auch eine große Portion Aufmerksamkeit ab, denn die komplexen Stücke stecken voller überraschender musikalischer Wendungen. Knackpunkt mag der oft mehrstimmige und ohne Zweifel auch kompetente Gesang sein – aufgrund seiner Theatralik und Klangfarbe ist er unter Umständen nicht jedermanns Sache. Aber auch Peter Hammill, Geddy Lee oder Steve Hogarth haben auf jeweils ihre eigene Weise Fans und Hater. Alles Geschmacksache. Wen also allzu viel Harmonie und Wohlklang langweilt, der sollte bei “Grappling” mal reinhören.
Bewertung: 10/15 Punkten (DH 10, KR 10)
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