Elisa Montaldo – Fistful Of Planets Part I

Elisa Montaldo(34:29, CD, Black Widow, 2015)
Muss man sich Sorgen um Il Tempio Delle Clessidre machen? Der Schlagzeuger verließ die Band (mehr dazu weiter unten), Frau Montaldo ist plötzlich anderweitig aktiv, wie das Beispiel VLY zeigt, und jetzt erscheint gar ein Soloalbum von ihr. Und nicht nur das, der Albumtitel kündigt schon eine Fortsetzung an. Doch Entwarnung ist angesagt, es bleibt der Bandchefin durchaus noch Zeit für ihre Stammformation, die an einem neuen Album arbeitet.

Dass sie das vorliegende Material auf einem eigenen Album präsentiert, macht viel Sinn, denn die Kompositionen sind zum Teil völlig anders geartet als typische Il-Tempio-Songs. Doch zunächst hinterlässt das Album zunächst einen zwiespältigen Eindruck: Nur weniger als 35 Minuten Spielzeit – da kann man fast schon eher von einer EP oder Maxi-CD sprechen. Bedenkt man, dass die letzten zwei Songs bekannte Il-Tempio-Nummern sind, nämlich die Klassiker ‚Danza Esoterica di Datura‘ und ‚Notturna‘, und ein Song eher aus (zugegeben ganz witziger) Elektronik-Spielerei besteht, dann steht Elisa Montaldo am Ende gar mit noch weniger da. Das ist schon etwas enttäuschend.

Ganz anders fällt dagegen die Beurteilung der präsentierten Musik aus, da steigt die Laune dann doch schnell wieder. Es geht gleich mit einem Piano-dominierten Instrumentaltitel los, der zeigt, welche immense Schönheit in Montaldos Kompositionen liegen kann. Das ist schlichtweg wunderbar. Das graziöse Klavierspiel verzaubert, und wenn weitere Saiteninstrumente ins Spiel kommen, schimmert sogar etwas früher Mike Oldfield durch. Schließlich nimmt der Song Fahrt auf, eine Koto (japanische Wölbbrett-Zither) setzt besondere klangliche Farbtupfer. Ein perfekter Einstieg ins Album.

Und es geht recht abwechslungsreich weiter. Die Tasteninstrumente sind zwar omnipräsent, aber so geschickt eingesetzt und mit anderen Elementen verquickt, dass nie der Eindruck entsteht, vom Keyboardspiel erschlagen zu werden. Auch werden sie nicht mit Ars Nova-typischer Wucht eingesetzt, sondern sind eher Bestandteil gelegentlich leicht fragil wirkender Klanggebilde.
Gesangsnummern sind ebenfalls enthalten. Sie haben teilweise fast Ohrwurmcharakter und werden mal in Muttersprache, mal in Englisch präsentiert. Ein erster Eindruck? Bitte schön:

Außerdem scheint Elisa Montaldo eine neue Vorliebe entdeckt zu haben, denn nicht umsonst wird sie im Cover-Innenleben mit der Koto im Arm abgebildet. Diese erweitert das Klangspektrum auf diesem Werk, doch die wesentlichsten Akzente setzt nach wie vor ihr feines Klavierspiel. Und wie sie hier moderne, ambiente Klänge mit Prog und auch Folk verbindet, das hat schon eine ganz eigene Note. Der einzige Titel, der nicht aus ihrer Feder stammt, ‚Blackgrass II‘, wird von einer Dobro und weiteren Gitarren bestimmt und fällt etwas aus dem Rahmen. Das klingt fast schon wie Musik zu einem Westernfilm. Bei ‚Robot Madness‘ ist der Titel Programm – klingt witzig (siehe oben), ist aber etwas, das man nicht unbedingt in Dauerrotation haben möchte. Es folgen noch zwei bekannte Songs von Il Tempio Delle Clessidre, und so kommt man dann wenigsten auf über 30 Minuten.

Die Beteiligten und ihre Rollen:
Elisa Montaldo – vocals / keyboards / programming/ organ / piano / glock piano / Japanese electric taisha koto / acoustic autoharp / ambient sounds / IPad Animoog improvisation / sounds FX
Giacomo Castellano – programming / electric guitar / ukulele
Mattias Olsson – mellotrons / harmonium / baritone guitar / percussions / processed sounds / orla
Karl Demata – acoustic guitar / dobro/ baritone guitar / mandolin / programming.

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Weitere Informationen

Eigentlich müsste es Punktabzug für die Spielzeit geben, doch wird dies anscheinend immerhin beim Label im Verkaufspreis berücksichtigt. Wichtiger aber: diese sehr eigenwillige, atmosphärisch dichte Musik hinterlässt nachhaltigen Eindruck. Bleibt zu hoffen, dass Teil zwei nicht auch so kurz ausfällt, dann gäbe es auch noch mehr als nur einen Punkt Abzug. Der in der letzten Zeit häufig auftauchende Name Mattias Olsson darf übrigens noch einmal eine Extra-Erwähnung finden, denn er ist der neue Schlagzeuger von Il Tempio Delle Clessidre.
Bewertung: 12/15 Punkten (WE 9, JM 12)

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