(51:34, CD, Eigenverlag/JustForKicks, 2015)
Thieves‘ Kitchen starteten Ende der 1990er-Jahre als typische britische Neoprog-Band, um sich im Laufe der Zeit und von Album zu Album dann deutlich zu verändern. So handelt es sich heute längst nicht mehr um eine rein britische Band. Mittlerweile haben sie einen recht bedeutenden Schweden-Anteil zu verzeichnen – was ja meist nicht die schlechteste Idee ist. Hier kann man dies sogar noch weiter eingrenzen, denn die Schweden-Connection lässt sich auf einen Nenner bringen, der da heißt: Änglagård. Auf dem vorliegenden Album besteht der Kern der Band aus dem Trio Amy Darby (Gesang), Phil Mercy (Gitarren) und Thomas Johnson (Tasteninstrumente).
Hinzu kommen als Gastmusiker Paul Mallyon am Schlagzeug (Ex-Sanguine Hum) sowie die Änglagård-Mitstreiter Anna Holmgren (Flöte), Johan Brand (Bass) und Tord Lindmann (Perkussion).
Keine Überraschung also, dass man sich vom ursprünglichen Neoprog-Sound restlos gelöst hat, eher im sperrigen Symphonic-Prog-Bereich mit gelegentlichen leichten Jazz-/Fusion-Ausflügen unterwegs ist und dabei dann hin und wieder auch mal den Engelsgarten beackert. Und eines ist klar: Wo Änglagård drauf steht, ist auch Mellotron drin – natürlich! Johnson fährt auch hier wieder ein ordentliches Retro-Tastenarsenal auf, selbstverständlich inklusive Mellotron.
Es hat wunderbare dezente Passagen mit sanften Flöteneinlagen, aber auch krumme, vertrackte Arrangements, zu denen sich dann der Gesang der Frontfrau gesellt. Die bisweilen etwas seltsam anmutenden Gesangslinien mögen anfangs gewöhnungsbedürftig sein, doch mit der Zeit entwickelt sich die Einbindung von Frau Darby zu einem wesentlichen Merkmal der aktuellen Formation. Der erste Eindruck ist, dass da manchmal Gesang und Instrumente etwas aneinander vorbei agieren, doch das legt sich mit der Zeit. Längere frickelige Parts gehören zum Standard-Repertoire, aber die Band wartet durchaus auch mit sehr schönen melodiösen Arrangements auf, wie mustergültig im 20-minütigen ‚The Scientist’s Wife‘ zu hören ist. Wohlige, leise Passagen sind darin ebenso enthalten wie deutlich crimsoneske Züge.
Einen überaus versöhnlichen Abschluss bildet das sehr schöne ‚Orrery‘, ein Instrumentaltitel, bei dem Klavier und Flöte den Ton angeben, stimmungsvoll von feinem Mellotron unterstützt. Im Schnelldurchgang kann man sich beispielsweise hier Kostproben genehmigen:
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Ein Album, das polarisieren dürfte, unter anderem auch durch den Gesang von Frau Darby. Bei der Bewertung wird über kleinere Unebenheiten hinweggesehen.
Bewertung: 10/15 Punkten (JM 10, KR 10)
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