(1:42:46, 3LP, Sony Music/Columbia/Legacy, 2015)
Roger Waters zählt zu jenen Ikonen des Progressive Rocks, die es immer noch schaffen Stadien zu füllen, aber seit gefühlten Ewigkeiten im Grunde nur noch ihre eigene Vergangenheit verwalten. Das zeigt einerseits, wie groß deren Werke sind und welche Anziehungskraft sie heute noch ausüben. Andererseits ist es schade, dass man von einem Musikers vom Kaliber Waters nichts wirklich Neues mehr zu hören bekommt, obwohl er im Grunde alle Freiheiten dazu besäße.
So hinterlässt auch die auf drei Vinyl-LPs gepresste Neuaufführung des Magnum Opus “The Wall” (mit vollem Namen: “The soundtrack from a film by Roger Water and Sean Evans) das schale Gefühl, dass man sich doch eigentlich besser das Original anhören sollte, weil eben nur das Original original ist. Zwar bleiben dem geneigten Hörer Tiefschläge à la Scorpions oder Cyndi Lauper auf der Berlin-Version erspart, aber andererseits bekommt man hier im übertragenen Sinn den in großen Teilen originalgetreuen Nachbau einer Luxuslimousine serviert. An der einen oder anderen Stelle wurde ein wenig ausgeschmückt, hie und da hört man die Begeisterung der Massen. An anderen Stellen hört sich die Aufnahme allerdings wie eine antiseptische Studioproduktion an. Das Gefühl und die Illusion dass man einer Liveaufaufnahme lauscht kommt selten auf. Jeder Ton sitzt, keine Abweichungen vom Protokoll. Als audiovisuelles Ereignis mag das funktionieren, aber der Soundtrack als solcher entlarvt bisweilen die seelenlose Perfektion und Routine dieser Aufführung. Die-Hard-Fans werden ob der Respektlosigkeit dieser Aussage vermutlich unter die Decke gehen, aber in Unkenntnis der visuellen Aspekte und der schlichten Beurteilung der LP kommt man zu diesem nüchternen Urteil. Natürlich ist “The Wall” Musikgeschichte, aber der Reiz einer Liveaufnahme, eine Momentaufnahme mit Kanten und eigenen Emotionen, hört sich anders an.
An der Pressqualität der vorliegenden schwarzen Scheiben gibt es wenig auszusetzen, auch wenn beim Auspacken ein paar Pressrückstände aus der Hülle rieselten. In den Kommentarspalten diverser Online-Händler wird aber wiederholt auf wellige oder unsaubere Pressungen hingewiesen. Der Sound ist fett und sauber. Ein Download Code liegt nicht bei, aber welcher echte Waters-Fan würde sich schon freiwillig auf das klanglich komprimierte Niveau einer MP3 herabbegeben?
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Als Bewertung sei die Empfehlung gegeben, dass das Original die bessere “Wall/hl” ist. Dieser Eindruck ist natürlich der Tatsache geschuldet, dass die Pink-Floyd-Version eben in die Gehörgänge unzähliger Hörer als Goldstandard eingebrannt ist. Die vorliegende Version liefert keine nenneswerten neuen Aspekte. Als Erinnerung an einen Konzertbesuch eignet sich die DVD/Blu-ray vermutlich sowieso besser. Der Vinyl-affine Fan braucht das Teil aber trotzdem. So einfach ist das.
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