(48:37, CD, Madfish, 2015)
Schon beim Lesen der Besetzungsliste des aktuellen Albums von Jane Getter Premonition gerät man in Verzückung, ohne auch nur einen Ton von „On“ gehört zu haben. Für die Aufnahmen in New York hat die seit vielen Jahren unter anderem bei der Saturday Night Live Band aktive Gitarristin und Komponistin Jane Getter folgendes hochkarätige Line-up um sich geschart: Adam Holzman (u.a. Steven Wilson, Miles Davis, Wayne Shorter) als Produzenten und Mitmusiker, Bryan Beller (u.a. Joe Satriani, Mike Keneally, The Aristocrats), Chad Wackerman (u.a. Frank Zappa, Allan Holdsworth), Corey Glover (Sänger von Living Colour), Alex Skolnick (u.a. Testament, Alex Skolnick Trio, Savatage, Ozzy Osbourne) und Theo Travis (u.a. Steven Wilson, Robert Fripp, Gong, Soft Machine Legacy). Doch halten diese großen Namen, was sie versprechen? Die kurze und knappe Antwortet lautet: ja!
Die elegante, kraftvolle Mischung aus Progressive und Jazz Rock mit leichtem, unterschwelligen Metalfaktor wirkt unheimlich ausgewogen und im richtigen stilistischen Verhältnis verschmolzen. Trotz erheblichen musikalischen Könnens wird hier nicht wie wild drauflos gefrickelt und nur mit technischen Kabinettstückchen geglänzt, sondern durch viel spielerisches Gefühl und das Besinnen auf die Stärke satter Arrangements steht immer der eigentliche Song im Vordergrund. Das mag natürlich vor allem daran liegen, dass hier keine Jungspunde am Start sind. Keiner von ihnen muss irgendwie beweisen, was er auf den Kasten hat.
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Trotzdem wird hier nicht altersmilde losgerockt, sondern eben mitunter sehr gekonnt das voll bombastisch-dramatische Retro-Prog-Brett aufgefahren (mit jeder Menge analoger Tastensounds von Orgel bis Mellotron). Und auch die kernigen, bisweilen recht aggressiven Soloparts folgen nicht nur den Harmoniegesetzen der schönen Töne. Doch selbst Corey Glover, der es bei der Crossover-Legende Living Colour stimmlich gehörig krachen lässt, passt hier perfekt ins Konzept. Er zeigt mit jeder Menge Gefühl eine gehörige Variationsbreite, die nicht nur auf schrille Töne setzt. Die Jazz-Rock-Elemente verleihen dem Album eine zusätzliche Lässigkeit, dennoch ist es weit davon entfernt nur als leicht zu goutierende Kost durchzugehen. Man benötigt schon eine gewisse Aufgeschlossenheit und eben auch das Faible dafür, sich auf gewisse Kompliziertheiten einzulassen.
Wer tiefer eintaucht, bekommt ein sehr ausgewogenes, voller Überraschungen steckendes und immer anspruchsvolles Album geboten. Vollgepackt mit virtuosen Wendungen und inneren Spannungsbögen, und perfekt abgerundet durch das passende Artwork von Lasse Hoile.
Bewertung: 12/15 Punkten (WE 12, KS 12)
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Madfish
Video ‘Falling‘ (Acoustic, YT)
Abbildungen: Jane Getter Premonition / Madfish