(46:54, CD, Silverware, 2015)
Beim neuen Album von Eureka, dem Projekt des Husumer Multiinstrumentalisten Frank Bossert, sollte man die eigene Erwartungshaltung neu justieren. Wer das bisherige Werk Bosserts gerade in jenen Momenten mochte, wo er sehr stark in Richtung Mike Oldfield musizierte, wird von “Great Escapes” möglicherweise leicht enttäuscht sein. Um dem vorzubeugen sei gleich vorweg klar gesagt, dass er seine Aussage neue Wege gehen zu wollen tatsächlich in die Realität umgesetzt hat. Dies ist wirklich ein neuer Eureka-Sound.
Diesmal handelt es sich in der Tat um ein Rockalbum, bei dem übrigens Bossert selbst für die Gesangsparts zuständig ist. Und diese Aufgabe hat er durchaus erfolgreich erfüllt, denn seine Stimme überzeugt, das wirkt in keiner Phase unsicher. Bossert bewegt sich in den Songs meist im Melodic-Rock-Bereich, er begleitet sich selbst mit elektrischen und akustischen Gitarren, Mandoline, Bass, Tasteninstrumenten, Bodhran, Percussion und Schlagzeug. Das deutet zwar wiederum etwas in Richtung Mike Oldfield, doch – wie bereits erwähnt – geht es neuerdings bei Eureka eben nicht mehr um diese Ausrichtung. Bossert wollte ein Prog-Rock-Album produzieren, und herausgekommen ist ein Rockalbum mit integrierten progressiven Elementen.
Es beginnt sehr verheißungsvoll mit dem feinen, kurzen Instrumental ‚Stepping Out‘, das angesichts Gilmour-artiger Gitarre und passender sphärischer Keyboards schwer an Pink Floyd erinnert. In den nachfolgenden Songs geht es dann eindeutig rockiger zu, der symphonische Ansatz verschwindet eher, stattdessen wird eine gewisse Nähe zu Rush deutlich, besonders prägnant in ‚On The Run‘. Also nicht unbedingt das, was der Freund der früheren Eureka-Alben erwartet hätte. Auf diesen Song folgt mit dem zehnminütigen ‚The Big Picture‘ der Longtrack des Albums. Hier wird zu Beginn ein folkiger Ansatz mit Tin Whistle und akustischer Gitarre gewählt, gefolgt von einem elektronischen Part, der schließlich mit elegischer E-Gitarre gewürzt wird, um schließlich zur überwiegend anzutreffenden Rock-Song-Basis zurückzukehren. Die „neuen“ Eureka kann man zum Beispiel hier kennenlernen:
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Als Gäste konnte Bossert folgende Musiker gewinnen: Steve Hanson am Schlagzeug, Odin Hanson mit einem Gitarrensolo auf einem Song, sowie mehrere Background-Sängerinnen. Bekanntester Gast dürfte Yogi Lang von RPWL sein, der auf zwei Songs zusätzliche Keyboards beisteuert. Bossert hat seinen Stilwechsel konsequent durchgezogen. Er zeigt, dass er mehrere Facetten beherrscht, und auch ein Rockalbum gehört nun dazu. Manche Titel haben durchaus Ohrwurmqualität, der Prog-Faktor ist eher etwas zurückgefahren. Fans gut gemachten Melodic Rocks mit gelegentlichen Rush-Referenzen sind hier bestens aufgehoben und werden in ihrer persönlichen Bewertung möglicherweise noch einen bis zwei Punkte drauflegen.
Bewertung: 10/15 Punkten
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