(66:58, CD, Black Widow, 2015)
Im scheinbar unendlich großen Pool italienischer Prog-Bands ist Spettri ein weiterer neuer Name, doch der Begriff “neu” ist in diesem Zusammenhang nicht wirklich angebracht. Wie wir uns ja sicherlich alle erinnern, gab es diese Band bereits in den frühen 70ern, die Gründung führt sogar ins Jahr 1964 zurück. Okay, vielleicht etwas dick aufgetragen – mehr als Insider-Status hatten Spettri wohl eher nicht, speziell außerhalb Italiens. Und mehr als das titellose Debüt aus dem Jahre 1972, 39 Jahre später bei Black Widow wiederveröffentlicht, gab es auch für lange Zeit nicht. Jetzt aber kam es tatsächlich zu einer Reunion in fast kompletter Originalbesetzung um die drei Ponticiello-Brüder.
Die lange Zeitspanne zwischen den Alben wird in das zugrundeliegende Konzept dieses Albums integriert. Die Musik wurde tatsächlich bereits in frühen Tagen komponiert, nämlich 1972. Die Geschichte drum herum wird aus der Warte des Jahres 2973 erzählt. 1001 Jahre später – viel hat sich bis dahin angeblich nicht verändert. Black Widow ist stolz darauf, die Rückkehr der Band aus Florenz präsentieren zu dürfen. Die Band betont, die gleichen Instrumente benutzt zu haben, die auch schon 1001 Jahre zuvor zum Einsatz kamen.
Und damit sind wir bei der zu erwartenden Musik – typisch 70er-Italo-Prog in einer Mischung aus Symphonic Prog und Hard Rock damaliger Prägung. Keyboarder Stefano Melani fährt das übliche Equipment auf, die Hammondorgel dominiert hierbei klar, aber auch ein Mellotron taucht auf. Gelegentlich werden zum Beispiel Erinnerungen an Atomic Rooster wach. Der Gesang wird in Muttersprache vorgetragen und ist an manchen Stellen ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Kurze Jazz-Schlenker sind ebenfalls gelegentlich zu vernehmen, speziell wenn Biancalani mit seinem Saxophon ins Geschehen eingreift.
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Die schöne Frauenstimme auf einem Song kommt einem vertraut vor, und das nicht unbegründet, denn hier gastiert Elisa Montaldo, die man als Keyboarderin/Sängerin von Il Tempio Delle Clessidre kennen sollte. Ein kleiner stilistischer Ausreißer ist das abschließende “L’Approdo“, auf dem Gastmusiker Stefano Corsi mit Celtic Harp und Harmonica tonangebend ist. Diese Nummer stellt sich als kleines Highlight des Albums heraus, überhaupt gibt es ein paar starke Momente gerade in den eher ruhigeren Parts. Wobei auch mal eine Flöte auftaucht, die aber überraschenderweise nicht vom Saxofonisten gespielt wird, sondern vom Drummer. Laut Booklet ist dies der letzte Titel, doch anstatt insgesamt acht Songs sind derer elf auf diesem Album, denn die letzten drei sind schlichtweg Songs vom Album, die in unerheblich veränderter Fassung noch mal hinten drangehängt wurden. Für den Fan des typischen 70er-Italo-Progs eine sinnvolle Erweiterung der Sammlung.
Die Besetzung liest sich wie folgt:
Stefano Melani – Hammond / Leslie GRS / ARP odyssey / Piano / Mellotron / Wurlitzer
Raffaele Ponticiello – Gibson & Yamaha guitars
Vincenzo Ponticiello – bass
Mauro Sarti – drums / flute / gong
Matteo Biancalani – sax
Ugo Ponticiello – vocals
Bewertung: 10/15 Punkten
Surftipps zu Spettri:
Stefano Melani @ YouTube