(49:33, CD, Black Widow, 2015)
Geht es um Soundtrack-Spezialisten aus Italien, so wird garantiert als erstes der Name Goblin fallen. In den 70ern gegründet und – wie man nachlesen kann – ja tatsächlich mit einem, wenn auch entfernten Yes-Bezug versehen, haben sie im Laufe der Jahre eine Vielzahl von Alben veröffentlicht und der langen Zeit entsprechend auch einige Besetzungswechsel durchlebt. In den letzten Jahren habe sie sich besonders breit gemacht, da mehrere Splittergruppen mit Ex-Goblin Musikern existierten bzw. noch existieren. Und auch Cherry Five gehören zur Goblin-Familie. Ein Blick auf das Line-up macht das zunächst nicht offensichtlich, denn es tauchen weder Keyboarder Claudio Simonetti noch Gitarrist Massimo Morante auf, und auch die altbekannte Goblin-Rhythmusfraktion, bestehend aus Fabio Pignatelli und Antonio Marangolo, wird hier nicht genannt.
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Wo ist also der Bezug zu Goblin, fragt man sich zu Recht. Nun, Cherry Five war tatsächlich der Vorläufer von Goblin. Damals war dies ein Duo, bestehend aus Sänger und Schlagzeuger, verstärkt durch einen Keyboarder und einen Gitarristen. Eine ungewöhnliche Konstellation also. Die Gäste waren eben die oben genannten Fixpunkte von Goblin. Die “Köpfe” hingegen waren Drummer Carlo Bordini und Sänger Tony Tartarini. Erstgenannter hatte ein Jahr vorher als Duo Rustichelli-Bordini mit “Opera Prima” bereits ein Album veröffentlicht. 1974 gründete man Cherry Five, das Debütalbum erschien dann 1976. Dies sollte für lange Zeit das einzige Lebenszeichen sein, denn kurze Zeit später löste man sich auf. Satte 41 Jahre später ist man wieder zurück und tritt, wie es sich angesichts des Namens gehört, in Quintett-Besetzung an, erneut von den Urgründern angeführt. Heute sieht das dann so aus:
Tony Tartarini – vocals
Carlo Bordini – drums / percussions
Pino Sallusti – electric bass / acoustic bass
Ludovico Piccinini – guitars
Gianluca De Rossi – hammond C3 / minimoog / mellotron M400 / hohner clavinet D6 / fender rhodes MkII / yamaha CP 330 / roland Jx8P
Letztgenannter hat seine Qualitäten unter anderem bereits bei Taproban unter Beweis gestellt.
De Rossi und Bordini hatten bereits einen gemeinsamen Titel auf einem Colossus-Sampler beigesteuert, anschließend kam es offenbar zur Runderneuerung von Cherry Five. Tartarini weiß als Sänger zu überzeugen, wobei er ganz in der Tradition der typischen Italo-Prog-Sänger agiert. De Rossi fährt – wie auch bei Taproban – vorzugsweise voluminösen Keyboard-Bombast auf, doch auch Piccinini mischt sich gerne mal ein. Der knapp 25-minütige Opener, das Titelstück mit dem Untertitel ‘Inferno XXXI’, liefert typischen Italo-Symphonik Prog mit deutlichen 70er-Einflüssen ab. Der in vier Sektionen unterteilte nachfolgende 16-Minüter “Manfredi“ schlägt in etwa in die gleiche Kerbe, überrascht im letzten Abschnitt dann mit einer sehr schönen Ballade, die fast schon ein bisschen schmalzig wirkt im Vergleich zum zuvor Gehörten. Das abschließende ‘Dentro La Cerchia Antica’ rundet das Ganze adäquat ab. Auch dieser Song hat einen Untertitel, nämlich ‘Paradiso XVI’, und jetzt dämmert’s auch, was diese Hinweise bedeuten. Alle drei Songs befinden sich bereits auf den auf Dantes Arbeiten basierenden Colossus-Samplern, so ist zum Beispiel der Titelsong Lied Nummer 31 auf “Dante’s Inferno – The Divine Comedy Part I”, dort allerdings nur in einer knapp achtminütigen Fassung. Nun liegt also alles überarbeitet und in frischem Gewand vor, von einer kompetenten Gruppe eingespielt. Erfolgreiche Rückkehr nach rund 40 Jahren – und eine Empfehlung für den Italo-Prog Fan.
Bewertung: 10/15 Punkten
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