(49:11, CD, Beste!Unterhaltung/Broken Silence, 2015)
Hinter diesem auf den ersten Blick seltsam anmutenden B-andnamen steckt eine siebenköpfige Damenriege aus der lettischen Hauptstadt Riga. Hauptsongschreiberin und Lead-Sängerin ist Diāna Sus, die auch elektrische und akustische Gitarren sowie Banjo bedient. Ihre Mitstreiterinnen sind Anneli Arro (Schlagzeug, Perkussion, Gesang), Mariko Arro (Bass, Gesang), Elizabeta Lāce (Harfe, Gesang, Tasteninstrumente), Elizabete Balcus (Flöte, Gesang), Liene Dravniece (Akkordeon, Gesang, Klavier) und Marta Trofimova (elektrische und akustische Gitarren, Gesang, Ukulele), dazu kommen noch drei Gast-Cellistinnen. Da ist also mächtig Frauen-Power angesagt.
Fokus auf akustische Instrumentierung und starker Folk-Einfluss – das ist wohl der erste, naheliegende Gedanke. Womit man auch im Wesentlichen richtig liegt. Ihr zweites Album haben sie – im Gegensatz zum Debütwerk – diesmal international ausgerichtet und (mit einer Ausnahme) in englischer Sprache vorgetragen.
Los geht es mit einem feinen, sechsminütigen Song mit dem Titel ‘Rānda Loul’, auf dem diese Umstellung noch nicht zur Geltung kommt, denn es handelt sich um eine reine Instrumentalnummer. Der Titel entstammt der livischen Sprache, der ältesten bekannten Sprache in Lettland, deren Wurzeln ca. 5.000 Jahre zurück reichen. Laut Booklet-Angaben sprechen jetzt nur noch rund 30 Menschen diese Sprache. Ich gehöre nicht dazu.
Der Song mischt einen hohen Anteil Folkwurzeln mit leicht proggigen Elementen, selbst ein leichter PostRock-Einfluss ist wahrnehmbar. Die Benutzung der Harfe ist eines der auffälligsten Merkmale. Der nachfolgende Titel heißt ‘Gabriel’, was man sich auch spätestens nach der sechsten Wiederholung des Refrains über den Engel Gabriel hätte denken können. Hier werden Flöte, Cello, Harfe auf wunderbare Weise vermengt, dazu die Stimme von Frau Sus, die in diesem Song ein wenig an Sally Oldfield zu “Water Bearer”-Zeiten erinnert – sehr schöne Nummer. Zu der im Übrigen auch der Quoten-Mann, Jānis Strapcāns, mit seiner schönen Stimme als perfekte Ergänzung zu Diāna Sus beiträgt. Im nachfolgenden ‘Wolves’ macht sich auch mal eine elektrische Gitarre bemerkbar, auch hier wieder mit Flöten und Harfe als Gegenpole – da wird zwischendrin sogar ein bisschen mehr Fahrt aufgenommen. Sehr farbenfroh ist auch der Titel ‘Intro Ra’ geraten, bei dem gegen Ende plötzlich eine E-Gitarre reinplatzt, die glatt an Herrn Gilmour erinnert. Das sehr feinfühlige ‘A La Claire Fontaine’ fällt etwas aus dem Rahmen, hier wird – man ahnt es schon – in französischer Sprache gesungen. Auch das meistert die Frau Sus souverän. Im direkten Anschluss folgt mit ‘Pocket’ eine ausgesprochen fröhliche, beschwingte Nummer, die die flotte Seite der Musik der Lettinnen mustergültig aufzeigt.
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Insgesamt darf man den Damen ein rundweg gelungenes Album bescheinigen, auf dem sie auf ihre ganz eigene Weise so unterschiedliche Stilrichtungen wie Folk, ArtPop, Indie, Alternative und auch Prog zusammen bringen. Interessantes Werk, schöne Stimmen.
Bewertung: 10/15 Punkten (JM 10, KR 10)
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Ein Kommentar
Ich kann der Kritik nicht so ganz zustimmen. Für mich hört sich diese Musik sehr einzigartig an. Eine Liebeserkärung mit Worten und Musik sozusagen.