(64:53, CD, Eigenvertrieb, 2014)
Mehr oder weniger zufällig blieb ich während meines letzten Sommerurlaubs in den Südtiroler Bergen bei einem Straßenfest in Sterzing hängen. Meine Neugier war einfach zu groß, um nicht doch einmal ein Ohr bei den diversen landestypischen musikalischen Darbietungen zu riskieren. Wer jetzt vermutet hatte, in Südtirol gäbe es nichts außer den “Kastelruther Spatzen”, sah sich gewaltig getäuscht. Auch wenn der von mir auserkorene alpine Farbtupfer nicht gerade lupenrein in das musikalische Schema von Betreutes Proggen passt, lag es mir doch am Herzen ein paar Zeilen über die frisch aufspielende Band Jemm Music Project zu schreiben: Wie bereits erwähnt, handelt es sich nicht im klassischen Sinne um Progressive Rock sondern wie die Musiker selber beschreiben um Weltmusik bzw. World Music. Die vier sympathischen Südtiroler Jack Alemanno (Wooden Drums, Cymbal Effects), Emanuel Valentin (Hang, Spacedrum, Logdrums, Sansula, Darabouka, Tapi, Bass Kalimba), Max Castlunger (Steel Pan, Bansuri, Xaphoon, Tapi, Bongó, Kalimba, Percussions), Marco Stagni (Double Bass, E-Bass) bieten mit ihren nicht alltäglichen Instrumenten eine exotische Mischung aus feinfühliger, meditativer teils tanzbarer Musik. Die in Ansätzen auch einmal an Café del Mar oder an Lounge und Chillout zu erinnern vermag.
Mit ihrem 2014 im Eigenvertrieb erschienen gleichnamigen Debütalbum offeriert Jemm Music Project zwölf exzellent aufgenommene Titel. Das Gebotene hat u.a. traditionelles, leicht jazziges sowie karibisches Flair. Die ausdrucksstarken rhythmischen und melodischen Kompositionen bekommen ihre besondere Note – optisch wie klanglich – durch die erwähnte Vielzahl ungewöhnlicher Instrumente. Häufig im Vordergrund agiert dabei die karibische Steel Pan. Zu den weiteren Kuriositäten zählt unter anderem auch das Schweizer Hang, ein aus zwei Blechschalen zusammengefügtes Instrument sowie imposante, hölzerne Basstrommeln. Der ebenfalls eingesetzte “profane” Bass bzw. Kontrabass wirkt bei diesem Instrumentarium schon fast anachronistisch.
Für das Talent der vier Italiener spricht, dass es kaum vernehmbare Unterschiede zwischen dem erlebten Live-Auftritt und der mir nun vorliegenden aktuellen CD gibt. Wer seinen musikalischen Horizont über die Grenzen des ProgRock hinaus erweitern möchte und keine Scheu vor neuen Klängen hat, könnte dann gleich hier einmal den Gehörgang für etwas Neues freimachen.
ohne Bewertung
Jemm Music Project HP
JMP @ FB
Jemm Music Project – feat. Fiorenzo Zeni – live @ Itinerari Folk 2014