David Gilmour – Rattle That Lock
(51:20, Vinyl, MP3, Columbia/Sony Music, 2015)
Nach dem viel diskutierten finalen Pink-Floyd Album “The Endless River”, das im Spätherbst 2014 in die Läden kam, legt David Gilmour nach immerhin neunjähriger Pause ein neues Album mit neuem Material unter eigenem Namen vor. War “On An Island” aus dem Jahr 2006 aufgrund seiner sehr ruhigen und intimen Atmosphäre gemeinhin als sogenanntes “Alterswerk” Gilmours bezeichnet worden, schlägt “Rattle that Lock” in eine andere Kerbe. Es macht den Eindruck, als stecke einiges an Kalkül hinter diesem Werk, bedient es doch zumindest überwiegend die Erwartungen eines post-Waters Pink Floyd-Publikums, bedient also die Leute, die mit “The Endless River” auf die falsche Fährte gelockt wurden. Den Titelsong darf man durchaus als radiokompatibel bezeichnen und Stücke wie ‘In Any Tongue’ oder ‘Today’ hätten auch auf “The Division Bell” Platz finden können.
Insbesondere die typischen Gilmour’schen Soli sind auf dem Album sehr präsent. So gesehen dürfte die breite Masse der Kunden gut bedient sein. Dass mit ‘The Girl In The Yellow Dress’ eine Bar-Jazz-Ballade, die eine verrauchte Erotik in den Raum werfen soll, den Weg auf “Rattle That Lock” gefunden hat, wirft zumindest eine Frage auf: “Wie sexy ist Gilmour mit 69?” Ein Highlight ist der Titel sicher nicht. Dafür kommen Freunde von floydigen Instrumental-Stücken auf ihre Kosten. Der Opener ‘5 A.M.’ wird von einer sentimentalen Gitarrenmelodie getragen, die im letzten Stück ‘And Then…’ wieder aufgegriffen wird. Leider tritt hier und in etlichen anderen Songs des Albums ein Ärgernis auf, dass den Spaß am Hören etwas trübt. Hierzu sei die Frage gestellt: “Was ist mit das Unwürdigste, was man einem Song im Studio antun kann? Antwort: “Ausblenden!” Immer wieder werden auf “Rattle that Lock” am Ende eines Songs die Master-Regler heruntergezogen. Besonders ärgerlich ist es in ‘Faces of Stone’ und ‘In Any Tongue’, wo man dem epischen Gitarrensoli gerne noch weiter gelauscht hätte. Darf man sich vielleicht sogar um das, was man nicht hören darf, betrogen fühlen? Ebenso im genannten ‘And then…’, wo die akustische Gitarre nicht den finalen Ton spielen darf, der einen schönen und würdigen Schlusspunkt unter das Album gesetzt hätte. Nein, ausblenden darf man einen banalen Popsong, der nach drei Minuten nichts mehr zu sagen hat, aber bitte nicht Songs wie ‘In Any Tongue’. Man vergleiche diesen Zustand einfach mal mit dem Ende von ‘Comfortably numb’ vom Live-Album “Delicate Sound Of Thunder”. Es erscheint umso verwunderlicher, da ansonsten produktionstechnisch alle Register gezogen werden. Der Klang des Albums ist fabelhaft.
So bleibt zu sagen, dass man mit den lästigen Fades leben muss, in der stillen Hoffnung, dass irgendwann in ferner Zukunft ein Director’s cut mit ausgespielten Versionen der Songs aufgelegt wird. Abgesehen davon ist “Rattle That Lock” bei allem Kalkül ein Album, das der anvisierten Hörerschaft mit Sicherheit Spaß machen sollte.
Die Bewertung wurde bei 9 von 15 Punkten ausgeblendet (WE 11, DH 9, JM 11, KR 8)
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