(69:35, CD, White Knight Records/JustForKicks, 2014)
Hinter dem Namen Tiger Moth Tales verbirgt sich der britische Musiker Pete Jones. Zuvor schon eine ganze Weile im Musik Business tätig, ergab es sich dann im Jahr 2013, dass Jones sich intensiv mit der Idee auseinandersetzte, ein eigenes Projekt zu entwerfen, das sich ganz im progressiven Fahrwasser bewegen sollte. Beeinflusst von der Musik, die er in seiner Jugendzeit bevorzugt hörte (hier werden Genesis und Queen genannt), aber auch inspiriert von aktuellen Bands bzw. Künstlern wie Roine Stolt, Haken, Big Big Train oder Frost, geht Jones hier zu Werke. Der Projektname ist auch kein Zufall, denn Jones bezieht sich laut eigener Aussage hier auf einen Titel von Steve Hacketts ‘Spectral Mornings‘ Album. Und gerade Hackett dürfte die deutlichste Inspirationsquelle des Mr. Jones sein, das wird schon nach dem ersten Hördurchgang deutlich. Dass Jones sein Album nicht einfach unter seinem eigenen Namen veröffentlichte, hat den Hintergrund, dass er dies klar abtrennen wollte von dem, was er bisher produziert hatte. Außerdem möchte er sich die Möglichkeit offen lassen, mittelfristig unter diesem Namen als Band anzutreten.
Mit “Cocoon” ist Jones praktisch da wieder angekommen, wo er sich in seiner Kindheit musikalisch aufgehoben fühlte. Und in eben diesem Stile möchte er weiter machen, was für den SymphonicProg Fan eine wirklich gute Nachricht ist, denn dieses “Debüt”-Album (zumindest in diesem Genre) ist schlichtweg wunderschön und lässt noch viel für die nahe Zukunft erhoffen.
Pete Jones zeigt sich als ausgesprochen vielseitiger Künstler. Er spielt nicht nur elektrische und akustische Gitarren, Zither, Talkbox, sondern auch sämtliche Tasteninstrumente und sorgt für den programmierten Rhythmus. Zu Letzterem darf Entwarnung gegeben werden, denn dieser Faktor sorgt glücklicherweise nicht für nachhaltige negative Eindrücke, wobei letztendlich der Einsatz eines leibhaftigen Schlagzeugers im Zweifel die bessere Lösung gewesen wäre. Doch nicht nur das, Jones spielt auch Saxophon, Flöten, diverse Perkussionsinstrumente, Melodica, Sarod (indisches Saiteninstrument), und obendrauf agiert er auch noch als Sänger. Und auch da gibt er eine exzellente Figur ab. Höchster Respekt!
Elf Titel befinden sich auf Jones‘ Soloalbum, davon drei Nummern mit Spielzeiten jenseits der Zehn-Minuten-Marke. Gleich der Opener ‘Overture’ hält, was der Titel verspricht. Ein schönes Thema wird vorgestellt, das im späteren Verlauf wieder auftauchen wird. Kurze Instrumentals werden zwischen teils längeren Titeln eingestreut. Im dritten Song ‘The Isle of Witches’ betätigt sich Jones auch als Geschichtenerzähler, und dem Thema entsprechend klingt der Song mit vorangestellter Kurz-Lesung auch.
Im weiteren Verlauf mischt Jones Elemente von SymphonicProg und NeoProg, dass es für die entsprechende Klientel eine wahre Freude sein dürfte. Da werden Erinnerungen wach an Genesis (u.a. in Banks-artigen Keyboardklängen), Steve Hackett, Flower Kings, Kaipa, Moon Safari, Iona oder auch an Supertramp oder Mike & the Mechanics. Immer wieder fließen auch Soundeffekte ein, die den Konzeptcharakter verstärken, und ihm gelingt es, dem Album eine sehr intensive Atmosphäre zu verleihen.
Die schönsten Songs hat Jones ans Ende gepackt, ‘A Visit to Chigwick’ hat ein bisschen “The Geese And The Ghost“-Atmosphäre, während das 13½-minütige, abschließende ‘Don’t Let Go, Feels Alright’ eine rundum gelungene RetroProg-Nummer darstellt, die man exemplarisch für Jones‘ Musik heranziehen darf.
Übrigens: Pete Jones ist seit frühester Kindheit blind!
Ein tolles Werk, das Lust auf mehr macht. Auf viel mehr. Und ein neues Album ist schon in Aussicht gestellt. Wir bleiben am Ball!
Bewertung: 12/15 (WE 11, JM 12, KR 12)
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