(37:23, CD; Fischer-Z Music, 2015)
Mit John Watts ist es ein bisschen wie mit Derek William Dick (Fish): Die Stimme ist zwar nicht mehr ganz so markant und eigenwillig wie in den Achtzigern, aber sie sind sich beide immer treu geblieben.
Fischer-Z war zwar immer schon eine Trend-Marke, eine feste Größe im noch nicht ganz so kurzlebigen Musicbiz der Endsiebziger, als Tonträger noch einen echten Wert hatten und nicht im trüben Download-Sumpf versanken. Mit nur drei Alben erspielten sich John Watts & Co. Kultstatus, und 1981 war mit “Red Skies Over Paradies” auch schon wieder Schluss mit lustig und Watts machte alleine weiter. Rund 20 Alben und diverse (Band)Namen später war es immer noch ein wenig verwirrend. Spielte nun Watts oder Fischer Z oder spielte Watts Fischer Z? Zumindest das ist nun mit dem neuen Album “This Is My Universe” definitiv geklärt. Denn künftig, so heißt es, tritt er entweder unter seinem Alter Ego Fischer-Z als Band auf, oder eben alleine als “Fischer-Z solo”. Eins ist dabei in der Regel von Haus aus klar: Egal in welcher Konstellation ist und wird es auf jeden Fall beeindruckend. Nicht nur für Alt-Fans der der ersten Stunden.
Zwar sind die Ecken und Kanten des früheren markanten New Wave weitgehend glattgeschliffen zugunsten des vorherrschenden Artrocks, und auch der Synthie-Pop hält sich (zumindest auf Konserve) zugunsten eingängiger eher poppiger Songstrukturen dezent im Hintergrund. Dennoch blitzen die bekannten altbekannten Trademarks immer wieder schelmisch, und zur Erinnerung an alte Zeiten auffordernd, durch die Noten. Man tut übrigens gut daran, sich durch die eingängigen Melodien nicht über die Textinhalte täuschen zu lassen, die wie immer hochintelligent, kritisch und bisweilen durchaus politischer Natur sind. Hier erübrigt sich also die immer wieder aufkeimende Diskussion ob Musik politisch sein kann und darf. Bei Watts gehört das einfach zusammen, und das ist gut so. Übrigens sind alle Texte auch schön im Booklet nachzulesen, heutzutage ja auch keine Selbstverständlichkeit mehr.
In ‘Winston’ kommentiert Watts die Londoner Krawalle 2001, der schicksalhafte Bergarbeiterstreik der 1980er Jahre ist Thema von ‘Marhta Thargill’ (übrigens schön von einer Bläserfraktion untermalt) und ‘Tales Of Bales’, dessen Melodie so harmlos klingt, behandelt in Wirklichkeit einen Amoklauf eines US-Gis in Afghanistan. John Watts nimmt sich aber auch genug Zeit und Platz für Liebe und Beziehungen mit dem eingängigen Refrain in ‚Lorelei‘ und dem persönlichen Favoriten der ezensentin, ‘Unshakeable Bluesky’.
Highlight des Album ist definitiv der “etwas spezielle” Titelsong ‘This Is My Universe’. In drei Strophen erklärt John Watts in poetischen Worten sein persönliches Universum, von einem Metronom rhythmisch begleitet. “Travelling at speed around the world is what i need. In this flow is where I go got inspiration.” Synthie und Drums schleichen sich mit der Zeit in den monotonen Hintergrund, und dann, nach gut zwei Minuten sind sie plötzlich mit dem wilden Einstimmen aller Instrumente wieder da – die “alten” Fischer-Z mit ihrer ganzen geballten Energie. Den perfekten Schlusspunkt setzt dann die nachdenkliche Ballade ‘World Go Round’ mit den essentiellen Fragen des Lebens: „Can music change the world? What makes your heart beat fast? What gets unter your skin?“
Und scheinbar so ganz nebenbei hat sich der überaus aktive kreative Brite auch noch als Künstler mit Zeichnungen und Lyrikbänden etabliert. 2013 feierte zudem seine erste schwarze Musiktheaterkomödie “The Last Picasso” auch in Deutschland Bühnenpremiere.
Bewertung: 11/15 Punkten
PS: Da uns ein Leser frug, hier die freundliche Auskunft zum Lieferstatus seitens der beauftragten Agentur – “Es gab wohl Verzögerungen mit dem endgültigen Vertriebsvertrag. Daher wird das Album leider erst ab ca. Mitte/Ende August im Handel erhältlich sein. Bei Konzerten wird die CD aber bereits seit Ende April verkauft.”
PPS: Vorab erschien limitiert die 10″ Vinyl-EP “My Heart’s Too Big For My Body”.
Fischer Z
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