(39:22 – CD 1, 43:02 – CD 2, 92:33 – DVD, 2CD/2CD-DVD, Cherry Red Records/Esoteric Recordings, 2015)
Die aus dem britischen Oxford stammenden Sanguine Hum gehören zu den Progbands der neuen Generation und dürfen grundsätzlich dem New ArtRock zugeordnet werden. Mit “Now We Have Light” veröffentlichten sie bereits am 23. Februar 2015 ihr drittes Studiowerk, das zum Genre der Konzeptalben zu zählen ist. Vertont werden auf zwei CDs und über 80 Minuten Zukunftsvisionen, in denen Utopien wahr werden. Das Digipak und das 16-seitige Booklet wurden mit einigen futuristischen Illustrationen der Graphikerin Meriel Waissman gestaltet. Ergänzend wird im Booklet die visionäre Geschichte zu “Now We Have Light” erzählt – Songtexte sind allerdings nicht abgedruckt vorhanden.
Das musikalische Konzept fand in den Grundzügen seinen Ursprung schon vor zehn Jahren, als Gitarrist Joff Winks und Keyboarder Matt Baber noch bei den Antique Seeking Nuns gemeinsam musizierten. Da ihre frühen Einflüsse auch von ambienter-elektronischer Musik sowie vom Jazz geprägt waren – wie unter anderem von Hatfield And The North und Frank Zappa – sind entsprechende Sounds ebenfalls auf ihrem aktuellen Werk zu vernehmen. Allerdings wandeln Sanguine Hum nicht auf komplexen oder allzu schrägen Kompositionspfaden, sondern sind eher den melodiösen Tönen mit häufigeren Rhythmuswechseln und gekonnter Instrumentierung zuzuordnen.
Neben den weiteren festen Bandmitgliedern Brad Waissman am Bass und Andrew Booker am Schlagzeug hört man auf dem elfminütigen Longtrack ‘Spanning The Eternal Abyss’ sowie dem anschließenden ‘Bubble Trouble’ auch das feinfühlige und bereichernde Vibraphon-Spiel von Gastmusiker Jim Hart. Originell ist zuweilen seine Instrumentenbehandlung mit einem Violinenbogen, wie man auf der DVD der “Special Edition” erfährt. Auf diesen beiden Kompositionen hört man auch verstärkt die Zappa-Einflüsse heraus. In den Gazetten und Internetforen werden Sanguine Hum häufig mit Radiohead und Porcupine Tree verglichen. Diese Bands kann man schon dem Klangkosmos von “Now We Have Light” zuordnen, allerdings werden sie der musikalischen Bandbreite von Sanguine Hum auf ihrer aktuellen Veröffentlichung bei weitem nicht gerecht (siehe Hatfield And The North & Frank Zappa).
Die Special Edition bietet in Ergänzung zur DoCD eine DVD mit zwei Kapiteln – die 70-minütigen ‘The Now We Have Light Sessions’ sowie die über 20minütigen ‘Deleted Sessions’ – in denen man die Band näher kennenlernt und Hintergründe über die Entstehungsgeschichte des Albums erfährt. Meistens schaut man sich so etwas ja nur einmal an, aber hier bekommt man schon einen tieferen Bezug zu den Musikern und ihrer Musik, was im Kontext seinen Reiz hat.
Sanguine Hum bieten mit ihrer dritten Veröffentlichung ein eigenständiges progressiv-musikalisches Konzeptalbum, das sich ganzheitlich modern anhört. Melodiösität, reichhaltige Stimmungen, zarte Rhythmuswechsel sowie ein leicht ätherisch angehauchter Gesang wissen über 80 Minuten zu unterhalten, sodass ihnen ein hörenswertes Album gelungen ist. Der Sound ist ebenfalls von feiner Güte und reichlich fett produziert, sodass Klangästheten mit Freude an einer bassbetonten Abmischung ebenfalls auf ihre Kosten kommen sollten.
Bewertung: 11/15 Punkten (WE 11, JM 11, KR 11, KS 11)
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Progarchives
2 Kommentare
Hörenswertes Album?! Diese Album hat mein Horizont um Lichtjahre erweitert. Selten so etwas schönes gehört. Gilt übrigens auch für die beiden Vorgänger Alben. Ein absoluter Traum. Die letzte Band die mich so abgeholt hat, war Talk Talk, mit Spirit of Eden! Man muss allerdings auch die Stimme mögen, aber ich steh auch total auf Geddy Lee! Grossartige Mucke! 5 Sterne Plus und ne Piemontkirsche on top!