Rhys Marsh – Sentiment

#RhysMarsh-Sentiment-2014(41:28, CD, Autumnsongs/Just For Kicks, 2014)
Diese Stimme und Phrasierungen liebt oder hasst man, entgehen kann man dem eindringlichen, beschwörenden Ton des Sängers mit Wohnsitz in Norwegen nicht. Wie uns schon bei Fractal Mirror begegnete, lässt auch Marsh Silben manchmal scheinbar endlos dehnender Vortrag zumindest gelegentlich an David Sylvian denken. Dass er “Sentiment” wirklich komplett im Alleingang geschrieben, gespielt/gesungen, und aufgenommen hat (sogar Mix und Mastering geschah in seinem “Autumnsongs”-Studio), erkennt man kaum an der tatsächlich mehr nach Ensemble als nach Egotrip klingenden Musik als vielmehr an der Abwesenheit des Namenszusatzes “& The Autumn Ghost”, die normalerweise Rhys‘ Mitstreiter bezeichnet. Na gut, die Drum Machine auf ‘Last November’ und ‘Silver Light & Blackened Eyes’ deutet vielleicht doch ein wenig in diese Richtung. In jedem Falle ist ‘Sentiment’ ein wunderbares, vielschichtiges Album geworden, das häufiges Hören immer wieder neu belohnt. Allein schon der Aufmacher “Calling In The Night” wechselt zwischen Mellotron-Riffs, die an King Crimson der 70er Jahre erinnern zu sanftem, sich ständig steigerndem Klagegesang und schließt endlich mit einem besonders simplen, aber effektvollen Gitarrensolo. ‘Burn The Brightest Day’ hat dagegen eher Pop-Qualitäten und ‘Pictures Of Ashes’ folkige, wobei die Stimmung zwischen Idyll und Bedrohung wechselt. Album-Highlights bilden sicher die besonders melodischen, unvergesslichen Nummern ‘Ghost Ship’ und ‘In The Sand’.

PS: Genau wie bei der aktuellen Fractal Mirror ist dies ein Pflichtkauf für Anonyme Mellotroniker – allein schon die Flötensounds eingangs und die unheilvollen “Nebelhorn”-Arrangements ausgangs von ‘Give Me (What You Need)’ passen voll in unser Beuteschema…
13/15 Punkten (WE 9, JM 11, KR 13, KS 11)

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