(CD 1 25:14, CD 2 25:17, Autumnsongs/Just For Kicks, 2015)
Da legt man im Auto die CD ein, braucht erst mal eine kleine Weile, bis man mit dem Dargebotenen warm wird. Und kaum ist das geschehen, wechselt der Player auf die nächste CD. Nanu, was ist denn da passiert? Sekundenschlaf? Oder eher Minutenschlaf? Und trotzdem heil angekommen, verwunderlich. Ach ja, der Künstler hatte die seltsame Idee, seine Songs auf zwei CDs zu verteilen. Grundsätzlich ja total in Ordnung, aber bei zwei CDs mit Spielzeiten von rund 25 Minuten eine (sogenannte) Doppel-CD zu veröffentlichen, bei der CD 1 als ‘left side‘ und CD 2 als ‘right side‘ bezeichnet werden, ist schon leicht schräg. Was allerdings für die Musik weniger gilt. Die entwickelt nämlich im Laufe der Zeit einen bemerkenswerten Charme, was in nicht unerheblichem Maße mit dem nicht spektakulären, aber irgendwie meist angenehmen Gesang des Kopfes dieses Projekts, Anders Bjermeland, zusammenhängt.
Der Norweger ist unter anderem als Schlagzeuger bei Rhys Marsh and the Autumn Ghost sowie der Psychedelic Band Flashback Caruso tätig und legt nun unter dem Pseudonym Mollmaskin sein Solodebüt vor. Er spielt fast alles im Alleingang ein, und das bedeutet, dass er ausgesprochen vielseitig unterwegs ist. Denn zu seinem Instrumentarium gehört neben Schlagzeug auch Bass, Gitarren, Tasteninstrumente, Saxophon, Klarinette und Flöte. Sein Gesang kommt als dominanter Faktor hinzu. Das Resultat kann sich durchaus sehen bzw. hören lassen. Wobei der Prog-Faktor nicht sonderlich hoch ist, Einflüsse von Alternative, Psychedelic, ArtPop, Canterbury und Jazz sind ebenfalls eingewoben. Auch eine typisch skandinavische Komponente ist spürbar, eine Prise Moll ist offensichtlich, steckt ja auch schon im Namen. Der bereits erwähnte Rhys Marsh scheint einen brauchbaren Hinweis in die richtige Richtung zu geben, was den Hörer in etwa erwartet. Einige Songs wissen richtiggehend zu fesseln, das ist alles andere als oberflächliche Durchschnitts-Einheitsware.
Bjermeland singt in der Regel in Englisch, nur bei wenigen Songs ist dies anders. Das in Muttersprache vorgetragene ‘Jennifer’ ist ein Musterbeispiel für eine interessante, abwechslungsreiche und mit viel Charme versehene Nummer. Allerdings stammt dieser Song ausnahmsweise nicht aus seiner Feder, denn es handelt sich hierbei um eine Cover-Version eines Songs von Faust(!). Doch Songs wie ‘Dirty Linen’ (wenn ich die kaum lesbare Tracklist korrekt entziffere) beweisen, dass Bjermelands Kompositionen dem nicht nachstehen. Gerade die teils fragilen Klanggebilde erzeugen nachhaltigen Eindruck. Irgendwie ist die Musik von Mollmaskin anfangs schwer zu greifen, lässt sich kaum eindeutig einordnen. Da muss nicht alles gefallen, aber eines steht fest: diese Musik hat was!
Bewertung: 10/15 Punkten (JM 10, KR 11, KS 10)
Surftipps zu Mollmaskin:
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‘How Many Ants’ (YouTube)