(60:28, CD, Spheric Music , 2015)
Im Progressive Newsletter wurden immer wieder mal Alben aus dem EM-Genre besprochen, und das soll natürlich auch auf “Betreutes Proggen” fortgesetzt werden, auch wenn dies vordergründig nicht Namen und Programm zu entsprechen scheint. Stammgast beim PNL war diesbezüglich das Spheric Music Label des Musikers Lambert Ringlage, das schon auf eine Vielzahl gelungener Veröffentlichungen zurück blicken kann. Dabei geht es oft um die Sequenzer-betonte Form elektronischer Musik, die in der Regel deutliche Einflüsse der Berliner Schule zeigt. Zu den Künstlern, die diese Ausrichtung bevorzugen, gehört der Franzose Bertrand Loreau. Zunächst veröffentlichte er viele Alben beim französischen Musea Label, womit schon mal ein gewisser Prog-Bezug hergestellt ist. Dabei entwickelte er sich immer mehr hin in Richtung kürzerer, melodie-betonter Nummern. Vor ein paar Jahren traf er Lambert, lernte dessen Label kennen und sah die Chance, dort Alben herauszubringen, auf denen er zu seinen eigentlichen Wurzeln zurückkehrte. Damit lag er offensichtlich auf einer Wellenlänge mit Ringlage, denn innerhalb relativ kurzer Zeit kam es zu einigen Veröffentlichungen.
Als junger Musiker stieß Loreau in den frühen Siebzigern auf die Klassiker, Tangerine Dream und Klaus Schulze. Alben wie “Phaedra” sollten ihn entscheidend beeinflussen. Es war immer sein Traum, selbst Musik in diesem Stile zu komponieren, und auf dem aktuellen Werk ist die Herangehensweise genau darauf ausgerichtet. Es tummeln sich gerade mal drei Songs auf “From Past To Past”. Gleich auf dem Opener ‘Past Never Dies’ nimmt Loreau den Hörer mit auf eine ausgedehnte Reise zurück in die Mid-Seventies. Eine ziemlich lange Reise, schließlich dauert der Song satte 38 Minuten. Loreaus Intention war es, den Songs viel Raum zur Entwicklung zu geben, lange Sequenzerläufe einzubauen, und seine eigene Form von durch die Berliner Schule beeinflusster kosmischer elektronischer Musik einzuspielen. Das gelingt ihm gut, die Nähe zu Tangerine Dream ist sehr deutlich. Aber es ist nicht nur die Art der Verwendung der Sequenzer auf dem Opener, die an TD erinnert. Auch die beiden nachfolgenden Elfminüter schlagen in die gleiche Kerbe. Das abschließende ‘Flying Stones Over The Sea’, das dem kürzlich verstorbenen Edgar Froese gewidmet ist, setzt beispielsweise auf stimmungsvolle Atmosphäre durch gehäuften Mellotroneinsatz, wie man es auch von frühen Froese-Alben kennt. Für Fans der guten alten Berliner Schule ist dieses EM-Album sicherlich empfehlenswert und erhält daher auch eine entsprechende Bewertung auf der Elektronik-Skala.
Bewertung: 11/15 Punkten
Surftipps zu Bertrand Loreau:
Hörbeispiel (MP3)