(55:38, CD, InsideOut / Universal, 2015)
Den Preis für das beste Cover des Jahres wird Steve Hackett mit “Wolflight” kaum erringen. Nicht weiter schlimm, denn bereits in der Vergangenheit gab es bei ihm bereits einige merkwürdige optische Aussetzer, wie z. B. auf “Cured” (1981) oder “Feedback ’86” (2000). Deswegen: Schwamm d’rüber und vergessen, denn schließlich geht es primär um den musikalischen Gehalt. So ist an dieser Stelle viel interessanter die Überprüfung, was Hackett nach seiner erfolgreichen und ausgiebigen “Genesis Revisited” Tour wieder mit eigenem Material auf die Beine stellt, denn der letzte Output ohne direkten Genesis-Bezug (“Beyond The Shrouded Horizon” erschien bereits 2011.
“Wolflight” überzeugt als typisches Hackett-Album mit einer sehr, sehr weiten Spanne an unterschiedlichen Genres. Da wären unterschiedliche Passagen aus sentimentalen, ruhigen Tonfolgen, wie auch moderat eingesetzte progressive Anleihen aus der Vergangenheit, die der britische Gitarrist mit einem guten Gespür für feine, romantische Melodien und orchestrale Arrangements, dem Spiel zwischen akustischen und elektrischen Ansätzen paart. Rock, Folk, Klassik, World Music, cineastische Einflüsse, Blues – anscheinend gegensätzliche Einflüsse werden hier auf ganz eigene Weise verwoben. Vieles auf “Wolflight” klingt letztendlich so, wie man es von den guten Alben von Steve Hackett seit den 2000er Jahren kennt. Dennoch sind die zehn Tracks ebenso eine Verbeugung vor der eigenen Historie oder wie es Steve Hackett etwas überschwänglich mit eigenen Worten erläutert: “Seitdem ich Musikbusiness tätig bin, wollte ich dieses Album aufnehmen, mit dem ich die Regeln breche… Für mich geht es darum, dass Gegensätze eine Einheit bilden”.
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Nicht jeder Track sprüht zwar sofort vor umreißender Genialität, dennoch merkt man hier in jedem Augenblick die Detailverliebtheit und Leidenschaft, die in die Arrangements und instrumentale Ausschmückungen gesteckt wurden. Gerade die gegensätzlichen Pole, wie Ruhe und Ausschweifungen, wirken bestens aufeinander abgestimmt und sie sind es auch, die diesem Album jede Menge inhaltlichen und emotionalen Tiefgang und Überraschungen verliehen und letztendlich auf lange Sicht überzeugen. Und mit den entsprechenden Gastmusiker wie z. B. Nick Beggs (u.a. Steven Wilson), Chris Squire (Yes) oder seinen Langzeitbegleitern Roger King, Gary O’Toole oder Rob Townsend kann einfach nichts schief gehen.
Als einer der letzten aus der großen Genesis-Familie ist Hackett so etwas wie ein Bewahrer der Historie der Siebziger, die er als Verbindung aus Vision und Traum in seiner Weise weiterführt. Oder um nochmals Steve Hackett zu zitieren “es handelt sich in der Essenz um ein Rockalbum”. Und doch um so viel mehr…
Bewertung: 11/15 Punkten (KB 11, WE 10, DH 12, JM 10, KR 12, KS 11)
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Abbildungen: Steve Hackett / InsideOut Music