Lesoir – Luctor Et Emergo

#LesoirMusic-LuctorEtEmergo-2015(54:18, CD, V2 Benelux/Glassville/Al!ve, 2015)
“Le Soir (Der Abend) ist eine 1887 gegründete belgische Tageszeitung in französischer Sprache”, souffliert Wikipedia netterweise. Seit kurzem ist Lesoir – reduziert um ein Leerzeichen – auch der Name einer niederländischen, female-fronted ProgRock-Formation, welche Namensgebung sich zumindest im Sinne der Suchmaschinenoptimierung möglicherweise nicht als der Weisheit letzter Schluss erweisen wird…

Wie auch immer – die schließlich doch noch gefundene Band-Hompepage legt sich nicht recht fest, seit wann die Band existiert, absehbar erscheint jedenfalls, dass wir von diesen Dutchies künftig noch öfter hören werden. Beispielsweise beim diesjährigen Night oft he Prog (NotP)-Festival! Und dann wird es voraussichtlich primär um “Luctor Et Emergo” (grob übersetzt: “ich strampele, aber ich komme durch”) gehen. Andere Rezensenten beteuern, sich davon an The Gathering erinnert zu fühlen (wohl weil Lesoir die schon supported haben, wie das Label-Info verrät). Von einer solchen Verwandtschaft hört unsereiner allerdings nichts. Front-Meisje Maartje Meessen erinnert gerade im Aufmacher ‘Battle’ mehr an Lydia Lunch, allerdings in eine progrockige Umgebung transformiert. Statt der unvergleichlichen harmonischen Urgewalt einer Anneke van Giersbergen hat Maartjes Stimme mehr – und sehr bewusst eingesetzte – Schärfe.

Das folgende ‘Going Home’ ist ein besonders schönes Beispiel für das sehr gekonnte Spiel mit “guter Bulle” (Säuseln mit Telefonstimmen-Effekt) vs. “böser Bulle” (Vocal overdrive ab dem Einsatz der heftig zerrenden Rhythmus-Gitarre von Ingo Dassen) dieser Formation. Am Ende gesteht dann wohl meist der Hörer (dass es ihm gefällt).

Zwischendurch kommt noch so etwas wie TripHop bzw TripProg vor: ‘(A Lady Named) Bright’ oder ‘Press Play From Start’ sollte speziell Fans von Portishead oder späten Pure Reason Revolution gefallen. Wüste Rückwärts-Effekte lassen ‘Reverse’ besonders “progressiv” erscheinen, während “My Perfect Self” von balladenhaftem Gezirpe bis brutalem Riffing alles perfektioniert. Das Titelstück schließlich gewinnt u.a. durch die analog und echt wirkenden Querflötenparts.
Bewertung: 10/15 Punkten (KR 10, KS 10)

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