(62:47, CD, Privatpressung / Just For Kicks, 2014)
Charmant und brutal werden dem Hörer gleich zu Beginn dieses Albums zwei der vielen Seiten von Bent Knee vorgeführt. Der kurze Opener ‘Shiny Eyed Babies’ kommt als lässige Bar-Jazz- bzw. Pop-Nummer daher und umschmeichelt mit einer gefälligen, unaufgeregten Melodie. Das Kontrastprogramm folgt sofort, wenn bei ‘Way Too Long’ die fantastische Sängerin Courtney Swain von schreiend bis schmeichelnd ihre gesamte Vokalpalette präsentiert. Das musikalische Begleitprogramm stolpert bei diesem Track äußert gekonnt zwischen harter Euphorie und galanten Zwischentönen. Die sechsköpfige Band bringt nicht nur gehörige Rockpower und differenziertes Spiel ein, auch die Violine webt die verschiedensten Klangfärbungen in den Bandsound ein.
Die aus Boston kommenden Bent Knee kümmern sich nicht um musikalische Berechenbarkeit und Schubladendenken, ihr stilistisches Panoptikum reicht vom Indie Rock, Avantgarde, Folk, Ambient bis hin zu verspieltem Art Pop und sogar einer kurzen Pink Floyd Anleihe. Das ist kreativ, eigenständig, fesselnd und hin und wieder fordernd, kann aber auch genauso durch feinfühlige Harmonien und pure Schönheit beeindrucken. Der Wechsel zwischen akustischer und elektrischer Instrumentierung, die Bandbreite von sanften, verträumten, sehr intimen Momenten bis hin zu freiem Spiel sorgt für inhaltliche Tiefe, dramatische Dynamikwechsel und jede Menge Spannungsmomente. Dabei ist “Shiny Eyed Babies” keineswegs nur ein Album der kompletten Extreme, einzelne Tracks könnten in einer gerechten Welt genauso im Radio laufen.
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In erster Linie ist es der energetische, sehr variationsreiche Gesangsstil, der Bent Knee dominiert. Dieser wird sicherlich nicht überall auf volle Zustimmung stoßen, doch diese vokale Vollbedingung sorgt für ein gehöriges Maß an Unverwechselbarkeit. Der Rest der Band braucht sich dennoch nicht dahinter zu verstecken. Besonders die geschickt aufgebauten Kompositionen und die klanglichen Variationen sorgen für einen originellen Hörgenuss. Zusammen mit verschiedensten Gastmusiker an diversen Streich- und Blasinstrumenten entsteht ein farbenfroher, niemals zu überladener Gesamtsound.
Eine sehr, sehr feine Entdeckung und spannende musikalische Reise in die Randbereiche der progressiven Musik. Das überaus gelungene Gesamtkunstwerk wird zusätzlich noch durch eine aufklappbare und geschmackvoll designte Pappverpackung perfekt abgerundet. Ohren auf!
Bewertung: 13/15 Punkten (KR 13, KS 13)
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Surftipps zu Bent Knee:
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Bandcamp
Soundcloud
YouTube
‘In God We Trust’ (live, YouTube)
‘Way Too Long’ (YouTube)