Hominido – Estirpe Litica
(69:36, CD, CMM, 05.07.2014)
Die chilenische Prog-Szene lieferte über die Jahre immer wieder faszinierende Kleinodien (wie z.B. Matraz, Akineton Retard oder Ergo Sum) , die leider nur recht wenig Anklang in unseren Breiten fanden. Hominido sind ein weiterer hell leuchtender Lichtblick aus dem südamerikanischen Land. Die Band entstand aus den Überresten der experimental angelegten La Desooorden, gibt sich aber um einiges zugänglicher und direkter. Dennoch geht es auch hier abwechslungsreich und spannend, mit einer lockeren lateinamerikanischen Note zur Sache.
“Estirpe litica” vereint auf ganz eigene Weise Pop-Appeal mit jeder Menge metallischen Sprenklern, leichte jazzige Einflüsse mit progressiver Vertracktheit und sinfonischen Elementen, bringt zudem immer wieder weltmusikalisches Flair von Latin Rock bis hin zu orientalischen Einflüssen ein. Das klingt beim Lesen möglicherweise überladen und fordernd, wirkt aber beim Anhören so homogen, das alles zu einem ganz eigenen Mikrokosmos verschmilzt und selbst eher exotischere Instrumente wie Didgeridoo, Flügelhorn oder auch Geige und Trompete in ihren Beiträgen keinesfalls zu dominant erscheinen.
In erster Linie sind Hominido eine gitarrendominierte Rockband mit einer ausgezeichneten, spanischsprachigen Sängerin, die Emotionen und kompositorische Reife vereint. Da ist Platz für ruhige Momente, für balladenhafte Weichheit in akustischer Ausgewogenheit, wie auch elektrifizierte Härte und überladener Bombast. Trotzdem hat man nie den Eindruck, dass die Band zu viel will, sie bleibt sich immer selbst treu und kreiert aus scheinbar gegenläufigen Stilen versierten Rock der kunstvoll erhobenen Art. Feinstes Klangkino mit genügend Drive und eigenständigem Latin Flair.
Bewertung: 11/15 Punkten
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Abbildungen: Hominido