CD Kritik Progressive Newsletter Nr.73 (11/2011)

Otarion - Es werde Licht
(63:20, Manikin Records, 1997)

Da mir nun der gesamte Backkatalog des Siegeners vorliegt, habe ich mich entschlossen, auch auf die restlichen Werke einzugehen und nicht nur meinen persönlichen Favoriten vorzustellen. Dabei muss ich feststellen, dass auch die übrigen Alben qualitätsmäßig "Creator" kaum nachstehen. Das Debütalbum von Otarion erschien 1997 auf Mario Schönwälders Label Manikin Records, also immerhin auch eine interessante Adresse für den Elektronik-Liebhaber. Im Vergleich zu seinen weiteren Veröffentlichungen ist dies wohl das ruhigste Album. Was allerdings keinesfalls mit Langeweile gleichzusetzen ist. Thema dieses Albums ist "Die Schöpfung, Erschaffung und Entstehen allen Seins". Für den Elektronik-Fan war damals "Schwingungen" von Winfried Trenkler Radio-Pflichprogramm. Irgendwann wurde diese Sendung schließlich aus dem Programm genommen. Zwar lief dies in anderer Form weiter, aber seinerzeit hatte ich den Anschluss verpasst und dies nicht weiter verfolgt. Die alljährlichen Schwingungen-Wahlen gab es offenbar auch nach dem Radio-Aus, in der 96er Ausgabe kam Otarion bei der Wahl zum Newcomer des Jahres immerhin auf den zweiten Platz, also ein Spitzenergebnis für den Siegener. Der auch gleich einen guten Einstieg in dieses Album findet, denn das eröffnende Titelstück bietet feinste Elektronikklänge. Breite Synthesizerflächen, ein paar kleine Mellotronartige Einlagen - das geht ja schon gleich gut los. Schon auf seinem Debüt legt Otarion viel Wert auf Melodie und harmonische Klangwelten, hektische Sequenzen und avantgardistische Soundcollagen sind nicht sein Ding. Vielmehr gehen atmosphärische Parts und Piano- oder Synthesizer-Melodieführung eine feine Symbiose ein, und machen das Album zu einer angenehmen Hörreise. Ruhig - ja, reine Relax-New Age Musik - nein. Eine Besonderheit ist am Ende zu entdecken, denn auf dem knapp 10-minütigen Abschlusstitel "Die Vollendung" bekommt Rainer Klein Unterstützung durch einen Gastmusiker, nämlich Detlev Wabner, der ein paar ganz hervorragende E-Gitarren-Parts einbringt. Hiervon hätte es gerne sogar durchaus etwas mehr sein dürfen. Technoartige Rhythmen sind auf "es werde licht" überhaupt nicht zu entdecken, stattdessen wird der Hörer eingehüllt in eine weite, sinfonische Klangwelt. Musterbeispiel, wie schön elektronische Musik sein kann, ist für mich zum Beispiel der Titel "Die Tiere" mit wunderbaren Arrangements. Schönes Album, das mittlerweile nur noch sehr schwer zu bekommen sein dürfte.

Jürgen Meurer



© Progressive Newsletter 2011