Vuur & Zijde – Boezem

Vuur & Zijde - Boezem (Prophecy, 12.07.2024) COVER(45:42; CD, Digital, Vinyl; Prophecy Productions, 12.07.2024)
Spannend, spannend, was immer wieder so aus dem Nachbarland Niederlande an individuellen Sounds zwischen Rock und Metal rüber schwappt. In diesem Fall finden sich Musiker aus Bands wie Laster, Grey Aura und Silver Knife in Vuur & Zijde (Feuer & Seide) zusammen. Dool, Laster und viel an Post Black Metal und vor allem 80´s Post Punk Einflüsse generiert dieser spannende Musiker-Mix zu einem originellen, sehr frisch wirkenden Cocktail. “Boezem” (Busen) rockt ohne Ende, ist eine einzige massive Soundwand, dicht produziert und macht von vorne bis hinten richtig Laune. Sängerin Famke klingt wie ein Nachkomme von Liz Frazer (Cocteau Twins) und Siouxsie Sioux (Banshees) und macht mit betörend lasziven, aber auch fordernden Tönen einen mehr als nachhaltigen Eindruck. Mit dem nach vorne treibenden, schwer eingängigen Opener ‘Onbemind’ (ungeliebt) hat die Band dich sofort an den Eiern, das nicht weniger intensiv schmissig rockige ‘Zusterzon’ (Schwestersohn) mit tollen Bass- und Gitarrenklängen nimmt ebenfalls keine Gefangenen.

‘Us’ nimmt erstmals das Tempo etwas raus, drückt dafür um so mehr mit postigen schweren Sounds. ‘Omheind’ (umzäunt) ist dann wieder so ein rotzfreches nach vorne rockendes Post-Punk-Glanzstück, starke Melodik und hymnischer Drive kicken die ganze Zeit. Der in der Promo benannte Killing-Joke-Einfluss kann attestiert werden, addiere die besten Grave-Pleasures-Momente, dazu noch die Landsleute von Dool mit ihrer ganz eigenen Vorstellung von dunklem Rock. Und Du gewinnst als Hörer ein ungefähres Bild. Mit speziellem westfriesischen Dialekt (Frysk), der nur noch in Teilen der Niederlande gesprochen wird, hat man eh schon mal den Originalitäts-Bonus inne. Mit Drum Computer, verwaschenen Shoegaze- bzw. Dream Pop Gitarren umarmt Dich ‘II’ – ein feines Stück Musik in bester 4AD Tradition zwischen Cocteau Twins und Slowdive – nur mit ein wenig mehr Heavyness im Sound.

‘Nest’ ist mit Double Bass, Post Black Metal Strukturen und dreckiger Post Punk Attitüde nur geradeaus, während ‘Adem’ (Atem) mit stoisch dunklem Rock positiv an die Landsleute von Dool erinnert. Mit ‘Naakt’ (nackt) gibt es nochmal zum Abschluss eine volle Shoegaze-/Post-Rock-Breitseite, der Goth-affine Sirenen Gesang steht für sich und gibt diesem sehr speziellen Album sein Alleinstellungsmerkmal.

Dunkel schimmernd, leidenschaftlich nach vorne preschend, mit voller Wall of Sound bietet dieses Album nach nur einer Vorab-EP ein angenehmes Nischenprodukt und dürfte für Freunde dunkler eigenwilliger Gothic/Metal Klänge eine Entdeckung sein.
Bewertung: 12/15 Punkten


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Line-Up:
Famke Canrinus – Vocals
Nicky Heijmen – Guitar, Synths
Richard Japenga – Drums
Carmen Raats – Guitar
Sylwin Cornielje – Bass

Cover: Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Prophecy Productions