DRLCT – Médée
(39:58, CD, Vinyl, Digital; Sunday Fog Records, 31.05.2024)
Auf ein wenig bedächtigeren und nachdenklicheren Spuren wandelt Kompressor Experiment/Méandre-Gitarrist Fantin Reichler mit seinem Solo-Project DRLCT (= Derelict?). Die Trauer und der Schmerz, den der Musiker bei dem drei Jahre andauernden und letztendlich erfolglosen Kampf seiner Mutter gegen den Krebs erlebte, spiegelt sich in den vier emotionsgeladenen und schmerzhaften Stillleben dieses Albums wider, wobei jedes dieser ein Kapitel dieser Tortur bildet. ‘Asunder’ – Wut und Nichtverstehen, ‘Un jour en Octobre’ – die Ausbreitung der Krankheit, ‘Flow your Tears, that Bluebird said’ – Akzeptanz und Todeswunsch und letztendlich ‘Interlinked’ – die letzte Ruhe.
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Um die Wichtigkeit dieser existenziellen Angelegenheit noch zu unterstreichen, ließ Reichler alle vier Tracks von internationalen Videokünstlern zu Videos animieren. Wodurch “Médée” (dtsch: Medea, d. Schlussred.) tatsächlich zum Gesamtkunstwerk gerät. Die Stimmungsbilder sind intensiv, die Steigerung zum Grande Finale hin unaufhaltsam.
Gastvocalist David Glassey (ex-Herod) setzt dramatische Growls, Isis Lambie im Finale pathetische Akzente. Während die Musik postrockende Grandezza zwischen We Lost The Sea, Cult Of Luna, Collapse Under The Empire oder gar Pink Floyd (‘Bluebird’) verbreitet. Wahrhaft großes Kino, das dem Ansinnen gerecht wird.
Bewertung: 11/15 Punkten (CA 11, KR 11)
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Abbildung mit freundlicher Genehmigung: DRLCT/Sunday Fog Records