(66:27, CD, Lyte/Crispin Glover/Stickman/Soulfood, 2015)
Was Elche wohl zum Chillen auflegen? Textfreien, dezent progressivem Postrock aus Norwegen, könnte man vermuten. Der zweite Langspieler von 1099 wäre hier jedenfalls eine exzellente Wahl. Die “Young Pines” wiegen sich als digitale Veröffentlichung schon seit Februar 2015 im Netz und erscheinen nun in DACH via Stickman/Soulfood als physisches Objekt der Begierde – und zwar auf CD sowie als transparente/weiße Doppel-LP!
Das Opus wurde der Heimatstadt der 1099er, Trondheim, von Håkon Aaltvedt (Tuna Laguna) aufgenommen und von der Band selbst sowie von Håkon produziert, der ebenfalls für den Mix verantwortlich zeichnet. Das finale Mastering geschah im Golden Mastering-Studio in Kalifornien.
Drummer Pål Leer, Bassist Lars-Erik Berg sowie die Gitarristen Anders Kalland und Kristian Krokfoss haben abermals musikalische Gäste zur Aufnahmesession geladen: so ist Nikolai Sødahl am E-Piano und Jørund Waagø an diversen Saiteninstrumenten sowie gelegentlichem “Dadadaaaa”-Gesang zu vernehmen, während Kåre Kolve – als Jazz-Saxophonist bekannt durch Mezzoforte, Lava und seine eigene Band – bei einigen Songs Saxophon- und Flötenparts beisteuerte, besonders schön beispielsweise auf ‘The California Energy’ zu hören.
Für Elche wie für menschliche Fans herausgekommen sind dabei acht feinziselierte Kompositionen, die sich zwischen fünf und 15 Minuten in großer Freiheit entwickeln dürfen, dabei aber doch durchkomponiert und nicht wie freiflottierende Jams wirken. Das eröffnende ‘Memfis’ nimmt gleich mit seinem wunderbaren, kathedralen Raumklang und dem Sixties-Twang der Gitarren gefangen. ‘Yeager’ legt zumindest teilweise ein Pfund Heavyness nach, während beim mächtigen ‘Astoria’ wieder diese skandinavische Weite fühlbar und sich ein wunderbares “Leuchten” andeutet, das mit ‘Palatine Light’ auch tatsächlich folgt. Beim verzerrt rockenden ‘Man The Harpoons’ müssen die sanften Schaufler eventuell mal kurz weghören, aber ‘Krystallfabrikken’ klingt wieder wirklich so – kristallin, ätherisch und ästhetisch. Mit dem wohl schönsten Track ‘Hjorten’ und seinem gloriosen, geradezu oldfieldesken Finale klingt ein rundum starkes, trotz seiner Länge und der Abwesenheit von eigentlichem Gesang niemals langweiliges Werk aus.
Empfohlen für entspannungsbedürftige Elche, Fans von Because Of Ghosts, Codes In The Clouds, Explosions In The Sky, God Is An Astronaut, GSYBE!, If These Trees Could Talk, Long Distance Calling, Maybeshewill, Kermit, Mogwai, Mono, North Atlantic Oscillation, Toundra … ach, eigentlich fast für Euch alle!
Bewertung: 13/15 Punkten
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