(51:26, CD, Eigenveröffentlichung, 2015)
Ehrlich – auch wenn wir über das im Folgenden vorgestellte Album unseren hochgeschätzten Redaktionskollegen Vinylologen und Plattenflüsterer Dieter Hoffmann erst kennengelernt haben, ist die untenstehende Empfehlung ganz unparteiisch und ernst gemeint! Das ist umso wichtiger, als “Refugees” von gemeinhin kompetenten Kollegen im Netz auch schon relativ übel angefeindet wurde.
Die Hauptkritikpunkte waren dabei wohl:
- Missfallender Gesang: Das bleibt ja immer noch nicht unwesentlich Geschmackssache, meinereinen beispielsweise erinnert Dieters sanfter und dennoch eindringlicher Vortrag manchmal sogar angenehmst an die Erzählweise von Al Stewart oder Gerry Rafferty. Also hierorts keinerlei Klagen, was diesen Punkt betrifft…
- Zu gleichförmig: Dafür aber handelt es sich nun mal um ein Konzeptalbum (der Künstler selbst: “… das sich um die Erlebnisse von Flüchtlingen dreht: Flucht (über See), Verlust der Heimat und/oder geliebter Menschen, das Leben in der Fremde. Es wird keine zusammenhängende Geschichte erzählt, aber am Anfang steht die Flucht und am Ende die Erinnerungen.” Und wie bei nahezu jedem gelungenen “Roter-Faden”-Werk bedingt dies eine Wiederaufnahme von Themen sowie eine stets wieder erkennbaren “Stimmung” – in diesem Falle halt eine nachdenkliche, melancholische.
Im Gegensatz zu vielen Solo-Projekten (Komponist und Texter Dieter steuert selbst Gesang, Gitarren und Programmierung bei) klingt das über einen Zeitraum von sechs Jahren entstandene “Refugees” erfreulicherweise mehr nach einer Band, nach einer Ensemble-Leistung.
Dieter dazu: “Die Mitmusiker sind teils ehemalige Bandkollegen oder auch Musiker, die ich im Netz kennengelernt habe. Jan Thiede (Akustik-Gitarre) aus Marburg macht Musik unter dem Namen Rider Where The Trees Are Low”. Christian Leuenberg steuert Bass und das Gitarrensolo auf ‘Diaspora’ bei.
Mit Tobias Kassühlke mache ich schon weit Jahren immer wieder mal Musik.”
Weiter im Flüchtlings-Boot: Dominik Suhl (Bass, E-Gitarre, u.a. das prächtige Solo auf ‘Territorial Waters’), Simon Triebel (Gitarre, Keyboards), Henrik Kropp (Schlagzeug).
Die Ouvertüre ‘Common Ground’ beginnt mit Funkverkehr-Samples und wirkt wie vielleicht Airbag ohne auf-Pink-Floyd-Schielen klingen könnten – so wird Atmosphäre-schaffend in die brandaktuelle Thematik eingeführt. Auf ‘Horizons Change’ dominiert das Piano, während besagtes ‘Territorial Waters’ Orgel und klagenden Gesang mit vergleichsweise wuchtigen Rock-Riffs kontrastiert. Persönlicher Favorit ist das hymnische ‘At The End Of The Pier’, das über die besonders gelungene Melodik und dezent zugemischte Samples wie Wellengang und Möwengeschrei besonders starke Bilder hervorruft.
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Doch möge sich jeder gerne seinen eigenen Eindruck von dieser hörenswerten deutschen Produktion machen, z. B. über die Links unten…
Bewertung: 13/15 (WE 10, JM 10, KR 13)
PS: Das nächste starfish64-Album ist bereits in den Startlöchern. Es wird voraussichtlich “The Black Dot” heißen. Zumindest die Coda des auf neun Minuten konzipierten Titelstückes lässt sich bereits hier begutachten.
Bis dahin also – macht’s gut und danke für den (star)fish!
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